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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Fall und Aufstieg der Margot K.
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Was sie äußerlich unterscheidet von den (vor)verurteilten „Sündern“, ist ihr Geschlecht. Sie ist eine Frau, gehört dem schwachen Geschlecht an. Frauen sind Opfer, Männer nicht. Deswegen sind auch Türck und Kachelmann auf ewig als Täter gespeichert.
Dazu kommt ihre beendete Ehe. Käßmanns Scheidung präsentiert sich bei ihr nicht als Ehebruch, sondern als Ent-Scheidung, als Selbstverwirklichung. Geschiedenen Frauen dient sie als Vorkämpferin, noch nicht geschiedenen Frauen als Vorbild. Käßmann kämpft allein, hat keinen Mann als Unterstützung an der Seite. Fehler sind ihrem Alleinsein anzurechnen, was Vieles entschuldigt.
Aber Käßmann tritt nicht primär als Frau in Erscheinung. Ihr kurzer Haarschnitt, ihre unweibliche Kleidung lassen sie eher burschikos, knabenhaft erscheinen. Ihre Ämter, ihre Auftritte sind die Ämter und Auftritte von Männerrollen: Führungspersonen, Philosophen, Denker, die einmal auf den Tisch hauen. Frauenrollen sind mütterlich, einfühlend, verständnisvoll. Weniger Worte, als viel mehr Gesten und Ausstrahlung bringen sie mit.
Käßmann war einmal ganz oben. Ein mächtiges, medienwirksames Amt hatte sie inne.
Viel Unzufriedenheit war aus den männerdominierten evangelischen Landeskirchen über die Wahl einer Frau zur EKD-Vorsitzenden zu hören gewesen. Etliche Protestanten empfinden nach wie vor eine Frau in der Pfarrer-Rolle als falsch. Käßmann kam dies auch zugute: Die Frau, die gegen Widerstand und Vorurteile kämpft.
Uli in Medien am 01.05.2013 um 20.28 Uhr
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