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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Eine Typologie des Umgangs mit den gegenwärtigen Verordnungen
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Die Maßnahmen gegen die Überlastung der Intensivstationen zielen, wie ja bekannt sein sollte, vor allem auf das Prinzip Abstand. Damit Menschen so wenig Anlässe wie möglich haben, sich zu treffen, sollen sie nirgendwo mehr hin. Das gesellschaftliche Leben wird nach Hause verlagert. Arbeit und Kinderbetreuung soll dort gleichzeitig stattfinden.
Das ist nicht allen möglich: Manche Tätigkeiten kann man nicht von zu Hause machen, manche darf man nicht zu Hause machen. Wer nicht zuhause ist, kann seine Kinder nicht betreuen. Also gibt es Notbetreuung für Unabkömmliche. Das führte bei manchen findigen Bekannten dazu, dass sie sich einerseits von ihren schlecht informierten Vorgesetzten die Unabkömmlichkeits-Bescheinigung ausfüllen ließen. Andererseits saßen sie dann tatsächlich selbst gelangweilt zu Hause herum oder gaben privat Kindern Musikunterricht in der Nebentätigkeit. Während ihre eigenen Kinder in der Notbetreuung waren.
Auch von Geschäftsinhabenden ist uns zu Ohren gekommen, dass sie die allgemeine Notlage der Geschäftsschließungen ausnutzten. Dank Appell an die Solidarität mit dem Handel vor Ort und mit großem Druck auf die Tränendrüse gelang es, den Umsatz während Schließung durch den „lokalen“ Onlinehandel im Vergleich zum Vorjahr sogar noch zu steigern. Beim neuerlichen Lockdown darf man dank großzügigen Regelungen ihres Bundeslandes eine Abteilung des Ladens öffnen. Was die exemplarische Geschäftsleitung auch feixend im Internet verkündete. Kein Wort mehr von Solidarität mit dem anderen Handel vor Ort, der dieses Sonderprivileg nicht nutzen kann. Kapitalismus hatte schon immer ein Arschgesicht. Genau das zeigte sich auch in den Discountern. Deren Ramschartikel waren auf Weihnachten noch nie so ausverkauft wie nun, seit Spielwaren-, Bekleidungs- und Sportgeschäfte nicht mehr öffnen dürfen.
Stärker noch als die Maultaschen-Zustimmenden stürzen sich die Profiteure der Verordnungen auf die Entschädigungen, Hilfsmaßnahmen und (mittlerweile verschwundene) Solidarität. Für sie ist die Aufregung um die Aerosole und ihre Folgen ein Fest. Die Maßnahmen selbst halten viele nur so ein, wie es der Typ 1 tut.
Auf Berufsgruppen lässt sich der Typ 3 gar nicht festlegen. Das, womit sie sich bereichern, wurde eingeführt, weil sehr viele Menschen durch die Maßnahmen am Ende ihrer Kräfte oder ihres Vermögens in jeglicher Hinsicht sind. Notbetreuung ist gedacht für die Kinder der Berufstätigen, die den Notbetrieb des öffentlichen Lebens aufrechterhalten.
Doch wer bereits zu Normalzeiten unsozial, unsolidarisch, unachtsam war, macht im Lockdown schamlos Gewinn oder bezahlten Dauerurlaub, schickt phlegmatisch als Lehrer einmal die Woche unpassende Aufgaben. Währenddessen bereiten manchen Kolleginnen in ihrer überladenen Woche mit Onlineunterricht, Maßnahmen-Erarbeiten, Korrekturen, Sondertelefonaten auch noch die Gewaltfälle in den Familien der Schülerinnen und Schüler schlaflose Nächte.
Uli in Gesellschaft am 06.01.2021 um 14.13 Uhr
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