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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Stummfilm-Kino mit Orgelimprovisation in Mittelstadt

Das Cabinet des Nikolai Ott


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Bild: Walter Röhrig
 (alle Rechte vorbehalten)

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Musik transportiert Stimmungen

Doch der Organist ersetzte nicht nur die fehlende Geräuschkulisse. Im Vorfeld hatte er sich eine handvoll Leitmotive überlegt, die das Auftauchen der wesentlichen Figuren begleiteten. Pentatonik und Toncluster, tiefe Brummtöne und aufgeregte Höhen zogen die Zuschauer mit in die Handlung. Nicht nur der wahnsinnige Caligari und Cesare, sein willenloser Somnambule, bekamen so ihre eigenen, ergreifenden Ausstrahlungen, auch die Figuren mit weniger ausgeprägten Eigenheiten erhielten ihren unverkennbaren Charakter. Bedrohungen, Geheimnisse, Unerhörtes, Freudentaumel – diese Stimmungen prägten die Wahrnehmung der Zuschauer, weil Ott sie an den Stellen betonte, an denen sie für das Verstehen des Filmes wesentlich waren. Erst mit der akustischen Dimension konnte die Distanz zwischen Konsumenten und Darstellung überwunden werden, wurden die Zuschauer ins Geschehen gezogen. Wo erforderlich, instrumentierte der Organist die Szenenwechsel. Wo sie zum Aufbau von Spannungskurven wichtig waren, hielt er die Spannung mit seiner Musik aufrecht und steigerte sie mit atemberaubenden Klangfolgen ins Infernale.

Es war eine große Leistung des jungen Musikers, diesen eigenwilligen Stoff so zu präsentieren. Die Einheit von Film und Musik ging auf, sodass das Publikum durch die (Kirchen-)Bank am Ende Begeisterung und Gratulationen aussprach. Vielleicht gerade weil er keinen Noten folgte, sondern frei improvisierte damit selbst Bestandteil des Geschehens wurde, hat Nikolai Ott seine Zuhörer mit in die Kinoatmosphäre, mit ins Cabinet des Dr. Caligari entführen können.

Wem diese Aufführung entgangen ist, der sollte Augen und Ohren offen halten und bei nächster Gelegenheit anreisen. Vielleicht dann zu Metropolis. Auf Otts Zukunft können wir auf alle Fälle gespannt sein.

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Uli in Musik am 15.07.2015 um 19.16 Uhr

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