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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

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Auf der Suche nach den verschwundenen Miniatur-Möbeln von Bodo Hennig

Die verlorene kleine Welt

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Käsekistchen und Kleinod unter einem Dach

Fast auf halber Strecke Luftlinie zwischen Waal im Ostallgäu und Lindau am Bodensee liegt die Marktgemeinde Dietmannsried nahe Kempten, touristisch auch gerne „Tor zu den Alpen“ genannt. Dort pachteten Bodo Hennig und seine Eltern, zwischenzeitlich ebenfalls zugezogen, eine Drechslerei. Doch von den Puppenmöbeln leben zu können, glich noch immer ferner Träumerei. Ganz bodenständig fertigte die Familie Hennig Holzkistchen für den Schmelzkäse an, der sich in dieser Zeit an den normal großen Esstischen großer Beliebtheit erfreute. Der solide Käsekistchenmarkt trug die Fertigung der Puppenmöbel mit – damals noch eine Liebhaberei nebenbei. Einen Namen hatte die Liebhaberei dennoch schon: „Drei Könige Spielwarenfabrik“. 1951 konnten bereits 32 Artikel – neben Puppenstubenmöbeln auch Holzpferdchen und Krippen – auf der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg präsentiert werden. Die Käsekistchen-Produktion blieb noch bis 1967 finanzielles Standbein, doch ihr Wirtschaftsanteil wurde immer geringer. Bis 1955 hatte die „Drei Könige Spielwarenfabrik“ einen Betrieb im nahegelegenen Wilpoldsried, beschäftigte zwölf Mitarbeitende und belieferte Kunden in Deutschland und der Schweiz. Wenig später reisten die kleinen Tische und Stühle, Betten und Schränke dann in die weite Welt. Bis in die USA, in Japan und auch Australien fanden sie begeisterten Anklang. Aus der „Drei Könige Spielwarenfabrik“ wurde eine GmbH, die 1961 endlich auch den eigenen Namen im Namen trug: „Bodo Hennig – moderne Puppenmöbel“. Seit 1982 hieß sie kurz „Bodo Hennig Puppenmöbel“.


Bild: sophie
 (© Eckdose)

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14 Millionen Mark Umsatz im Jahr und dann das

Die weiteren Stationen lesen sich wie eine Bilderbuch- und Firmenerfolgsgeschichte: Erweiterung der Werkhalle, Aufstockung des Personals auf 100 Mitarbeitende, ein Puppenofen, der sich 250.000-mal verkauft, moderne Geräte wie Fräs- und Drechselautomaten für detailreiche Präzisionsarbeit, Millionenumsatz. Längst gibt es Kataloge für Puppenstubeneinrichtungen wie heute noch manch Möbelhausbroschüre im Briefkasten.

Die nackten Zahlen der Unternehmensgeschichte lassen es dann plötzlich erscheinen. 1994 steht das Produktionsgebäude in Flammen. Ein Provisorium überbrückt die drei Jahre des Neubaus von Büro, Fertigungsgebäude, Lager- und Holzhalle. Die Kosten dafür sind für die Puppenmöbel-Firma einschneidend. 2002 kommen erst die Kurzarbeit für die noch immer 70 Mitarbeitenden, dann die Insolvenz. Bodo Hennig verkauft seine Lizenzen an die Holzspielzeugfirma nic Spiel + Art GmbH in Laupheim auf der Schwäbischen Alb. Nach 60 Jahren im Beruf lässt er ein Lebenswerk hinter sich und geht 74-jährig in den Ruhestand.

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sophie in Kunstkultur am 13.04.2024 um 10.43 Uhr

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