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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
„Die große Liebe gibt’s eh nur bei Harold und Maude und bei Stan und Ollie.“ (Jo in Beste Zeit – Marcus H. Rosenmüller)
Die beiden Namen „Harold und Maude“ sind wahrscheinlich äußerst geläufig; aber was genau verbirgt sich hinter ihnen? Das Landestheater Dinkelsbühls inszenierte das Stück von Colin Higgins in der vergangenen Woche - mit einer ziemlich oberflächlichen Mutter, einem pikierten Pfarrer und einer außergewöhnlichen Liebe.
Zu Beginn des Stücks hing die Hauptperson Harold, gespielt von Oliver Scheffel, erhängt im Bühnenbild. Fraglich wie die Geschichte weiter gehen sollte, doch die Reaktion seiner eigenen Mutter war nicht sonderlich überrascht, sondern genervt. Er solle sich lieber fürs Essen umziehen, anstatt hier herumzualbern. Das Hausmädchen von der vermeintlichen Leiche schockiert, stolpert nervös durch die Wohnung und bringt keinen vollen Satz mehr heraus. Harold inszeniert im Laufe des Stücks weitere Verstümmelungen und Selbstmorde, die die Mutter zu unterbinden versucht. Außerdem sucht diese verzweifelt nach einer Ehefrau für ihren Sohn. Dabei hat es Harold allein geschafft, jemanden kennen zu lernen; das heißt, eigentlich „wurde er kennen gelernt“. Von Maude (Astrid Polak), einer beinahe 80-jährigen Dame, die vor Lebenslust und Ideenreichtum nur so sprüht. Die beiden erobern die Welt, entdecken sie neu und verzaubern dabei sich selbst und das Publikum. Harold beschließt: diese Frau soll die Seine werden. Die Mutter, Mrs. Chason, ist davon eher nicht begeistert und versucht auf verschiedenste Weisen die Heirat zu verhindern. Deshalb kommt es auch zu einem ziemlich komischen Gespräch zwischen dem Pfarrer und Harold und vor allem zu einer sehr missverständliche Konversation von Maude und Mrs. Chason, deren Wendung zu herzhaften Lachern im Publikum führte. Letztendlich kommt es an Maude‘ s Geburtstag doch zum Antrag. Doch sie hat sich dazu entschlossen, dass sie nicht noch älter werden will, weil man sich und die Anderen nur noch langweilen würde. Die Pillen sind bereits geschluckt, und so stirbt Maude. Harold ist enttäuscht und traurig, fasst sich aber relativ schnell und verlässt die Bühne mit der Gitarre in der Hand, und dem Lied auf den Lippen, das er von Maude gelernt hat: “if you want to feel free….be free…“.
Die quietschbunte Inszenierung verließen darauf viele glückliche Gesichter, die angesteckt vom Lebensmut Maude’s und den witzigen Szenen mit markanten Charakteren verzaubert waren. Und zwischen Bemerkungen über das extravagante Bühnenbild, Szenen und Zitaten, summte es aus allen Richtungen „Maude’s Lied“. Die Zeit im Theater hat es also geschafft, das Publikum entfliehen zu lassen und das Leben genauso leicht zu nehmen, wie eine alte, äußerst liebenswerte Dame, die nicht nur einen jungen Mann namens Harold für sich gewinnen konnte. Kompliment!
KnuschbiSchnitzel in MAT: KunstKultur am 11.11.2007 um 16.58 Uhr
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