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Coronavirus als narzisstische Kränkung der Menschheit

Keiner stirbt hier unerlaubt!


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

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Freud und die narzisstischen Kränkungen der Menschheit

Und das, das ist – und hier denke ich ganz bewusst an Sigmund Freud – nichts anderes als eine narzisstische Kränkung. Drei große narzisstische Kränkungen habe die Menschheit zu verkraften gehabt, hatte der Psychoanalytiker erkannt. Die erste Kränkung kam mit der Entdeckung des Kopernikus, so Freud. Der Mensch musste erkennen, dass sich nicht alles um die Erde dreht, sondern dass sich die Erde, auf der wir leben, um die Sonne dreht. Die zweite Kränkung kam mit Darwin. Der Mensch musste erkennen, dass er kein Stück besser ist als Tiere, sondern selbst ein Tier, aufs engste verwandt mit Affen. Die dritte Kränkung führt Freud auf seine eigene Entdeckung zurück: Der Mensch musste erkennen, dass er nicht einmal „in seinem eigenen Hause Herr ist“, dass der Einzelne bestimmt wird – nicht von der Vernunft, wie es die Aufklärung hochgelobt hatte – sondern von primitiven Trieben und Bedürfnissen.

Was wir jetzt haben, ist eine narzisstische Kränkung: Der Mensch darf erkennen, dass ihn all sein Fortschritt, gerade auch der mit viel Leid bezahlte medizinische Fortschritt, nichts bringt. Genauso wenig wie Toilettenpapier zu horten oder doppelt so viel Weichspüler zu benutzen, um besonders hygienisch zu sein. Das menschliche Bestimmen darüber, wer leben darf oder noch vor der Geburt umgebracht wird, genauso wie ein „selbstbestimmtes“ Sterben am Lebensende, ändern nichts an dem unumgänglichen Fakt, dass der Mensch endlich ist, dass er nicht Gott ist und damit nicht derjenige ist, der über Leben und Tod im Letzten entscheidet. Insofern liegt in all dem, was jetzt gerade passiert, eine große Chance zur Katharsis, zur Reinigung, zur Neuausrichtung, zur Demut.

„Wir kennen unseren Gegner nicht?“ – Oh doch, wir kennen ihn gut. Wir haben ihn nur erfolgreich verdrängt. Es ist der Tod. Er muss aber nicht unser Gegner bleiben, wenn wir uns an ihn erinnern und wieder lernen, mit ihm zu leben. Vielleicht erinnern sich dann auch manche ganz Kühnen daran, dass der Tod gar nicht das Ende sein muss.

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sophie in Philosophie am 15.03.2020 um 19.18 Uhr

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