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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Coronavirus als narzisstische Kränkung der Menschheit

Keiner stirbt hier unerlaubt!


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

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Die Zumutung der Endlichkeit

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es viele Freiheiten und dabei eine bleibende massive Zumutung zu geben scheint: die Zumutung der Endlichkeit. Die Lebensgrenze wird nach hinten geschoben und weiter nach hinten geschoben und noch weiter nach hinten geschoben. Menschen sterben. Das ist Fakt. Wenn sie später sterben, sterben sie trotzdem. Daran lässt sich nichts ändern. Der menschliche Körper stirbt jeden Tag seinem eigenen Endpunkt entgegen. Das bringt völlig natürliche Begleiterscheinungen mit sich. Der menschliche Körper zieht sich immer weiter aus der Welt der Lebenden zurück. Es ist ein schleichender Prozess: Das Sehvermögen wird weniger. Das Hörvermögen geht zurück. Die Mobilität wird eingeschränkt und ja: Auch die Immunabwehr des Körpers wird zurückgefahren. Ein Infekt kann deshalb im Alter dazu führen, dass ein ohnehin vorhandener Prozess zum Ende kommt, während die Immunabwehr eines jungen Menschen damit noch leicht fertig wird. Das und genau das ist es, was eben passiert, wenn die so genannte Risikogruppe sterben kann – aber das ist nicht außergewöhnlich, sondern der natürliche Weg des Menschen.

Wer ist der Mensch? – Er ist nicht Gott.

Was ist also wirklich außergewöhnlich? Ich möchte meinen, das wahrgenommene Außergewöhnliche ist, dass der Mensch damit konfrontiert ist, dass er nun mal endlich ist. Und das heißt auch: dass er nicht Gott ist. Von Ärzten wird gelegentlich als den „Göttern in Weiß“ gesprochen. Ärzte sind Leute, die reanimieren, operieren, therapieren und ja, auch kurieren können. Aber wer ist der Mensch, dass er dem Leben wirklich eine relevante Spanne hinzufügen könnte?

Das Außergewöhnliche ist nicht, dass Menschen an einem Infekt sterben. Das Außergewöhnliche ist, dass der Mensch sich demgegenüber ohnmächtig fühlt. Das Außergewöhnliche ist, dass der Mensch daran erinnert wird, dass er endlich, schutzbedürftig, verzweifelt und überfordert ist. Das Außergewöhnliche ist, dass er all das nicht mehr übertünchen kann mit Verweisen auf die eigene Wirtschaftsmacht oder auf die Vorbildlichkeit des Gesundheitssystems. All das nützt dem Menschen nichts, der zerbricht, weil es etwas gibt, das größer ist als er. Der merkt, dass all seine Bemühungen nicht ausreichen. Dem Menschen, der weiß, dass er sterben wird und der Spanne seines Lebens nichts aber auch gar nichts Bedeutsames hinzufügen kann.

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sophie in Philosophie am 15.03.2020 um 19.18 Uhr

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