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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Der Pianist
Langsam wippt sie. Sie schaut ihm über die Schulter, ein sanftes Lächeln im Gesicht.
Die Haare sind längst grau, manch Falte zeugt vom Leben. Fast neunzig Jahre. Das Gehen fällt ihm schwer. Auf Krücken gebeugt geht er die Wege.
Doch jetzt bleibt die Zeit stehen. Das mächtige schwarz-glänzende Instrument, ein Bechstein, weckt das Damals. Da sitzt er und taucht ein in Zeitlosigkeit. Die knöchernen Finger beginnen zu schweben. Die Weihnachtsplatte erklingt. Mit Leichtigkeit zaubern stolze Hände Adeste Fidelis und White Christmas in den Raum, swingen zu Let it Snow und schwelgen in ewiger Weihnacht. Sie schaut ihm über die Schulter und lächelt. Leise über Zeiten hinweg. Eine Ewigkeit. Die Hände, von Altersflecken gezeichnet, sie tanzen. Töne fliegen durch den Raum, bis der Schlussakkord fällt.
Da steht er auf, mühselig. Auf Krücken gestützt geht er zurück ins Jetzt, ein Zauberlächeln auf den Lippen.
sophie in Literatur am 08.12.2019 um 11.41 Uhr
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