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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Zu Besuch beim Sammlertreffen für Jugendstilfliesen in Offstein
Nach Einzug in unsere jetzige Wohnung hatten wir eine Woche damit verbracht, die Blumen-Hochprägung auf den Badezimmerfliesen wegzuschleifen und die Stein gewordene Zeitgeschichte weiß zu lackieren. Nun mussten wir feststellen: Es gibt Menschen, die Fliesen mit Blumen-Hochprägung sammeln. Angetroffen haben wir sie bei ihrem alljährlichen Sammlertreffen im Heimatmuseum im rheinhessischen Dorf Offstein, das sich idyllisch in die Hügellandschaft westlich von Worms schmiegt.
Der Vergleich mit dem einstigen Wandschmuck unseres Badezimmers (80er Jahre, Sammlerwert: keiner) hinkt allerdings. Zu sehen sind in Offstein ausschließlich Jugendstilfliesen aus der Zeit um 1900 bis etwa 1930. Motive sind Blumen, Ranken, Bäume, Rosen, Seerosen, Beeren, einzelne Tiere, hin und wieder Frauengesichter oder -gestalten. Schon bald waren aus floralen Elementen abstrakte Formen in reiner Ästhetik geworden. Unter anderem der Bauhaus-Architekt Peter Behrens hat sich im Fliesendesign verdient gemacht und geometrische Ornamente geschaffen.
Die etwa zehn Sammler und Händler haben in Offstein keineswegs (nur) Badezimmerfliesen dabei: Hausflure, Treppenhäuser, Küchen und sogar Schränke bekamen in der Epoche des Art Déco Fliesenverkleidung. Aus guten Gründen: Die robusten Fliesen waren relativ günstig, müssen nicht gestrichen werden und halten nahezu ewig. (Ein Arbeiter musste etwa zwei Stunden für eine Fliese arbeiten.) Noch heute können in den Hausfluren der Mietkasernen aus der Gründerzeit wunderschöne Fliesenornamente bestaunt werden. Wandfliesen sind in der Regel einen Zentimeter dick und haben eine unbehandelte Rückseite. Schrankfliesen messen etwa vier Millimeter Tiefe und sind auch hinten glasiert.
Uli in Kunstkultur am 18.06.2017 um 13.09 Uhr
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