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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Interpretationsversuch und Replik

Die Frage nach der Wahrheit


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Wer nicht selbst Zeuge dieses Possenspiels geworden ist, muss sich erst einmal einen Überblick verschaffen. Das bewegte Bild hat einen rasanten Charakter. Chaos dominiert die erste Hälfte des Beschriebenen. Die zweite schafft Klarheit, bringt behauptete Wahrheit und macht den Titel des Ganzen verständlich, die Frage: „Was ist Wahrheit?“.

Das Theater hier ist ein angenehmer, weil bekannter, Rahmen. Im europäischen Kontext kennt man das: Eine Gruppe Schauspieler stellt unter Anleitung eines Regisseurs vor Publikum etwas dar. Den Schauspielern ist beim Theater stets ihre Rolle bewusst. Sie können normalerweise unterscheiden. Sie sind Person im Leben außerhalb des Theaters und spielen eine Figur im Theater. Gleiches kennen wir vom Regisseur. Er ist im normalen Leben Person, weiß sich sogar der Theaterdirektion unterzuordnen. Und er verlangt das Mitspielen der Schauspieler. Dafür verspricht er volle Zuschauerränke und den Schauspielern ihren Lebensunterhalt. Wenn er nicht gerade wie in Peter Weiss’ Marat/Sade unter Persönlichkeitsstörungen leidet, nimmt er seine Schauspieler als Personen ernst. Das Vorführen der Darsteller ist eher ein Kontext aus den Freakshows des 19. Jahrhunderts, als Menschen mit besonderen Talenten oder Merkmalen zur Schau gestellt wurden.

Interessant an unserem Possenspiel ist nun, dass das Publikum aus einer einzigen Person besteht. Und dass diese Person in das Geschehen eingreifen kann, es sogar zur Auflösung bringt. Um Verständnis für die beschriebene „Frage nach der Wahrheit“ zu erlangen, müssen wir uns der Figur des Betrachters annehmen. Ist ein Schauspiel nämlich interaktiv, verliert es seinen statischen und somit objektiven Charakter. Die Szenerie ist eine gänzlich subjektive, mit dem Beobachter verschwinden auch die Darsteller und der Regisseur aus der Wahrnehmung.

Naheliegend ist aus dieser Richtung der Ansatz, den Text als konstruktivistische Allegorie zu lesen. Alles Geschehen findet in Bezug auf das wahrnehmende Wesen statt. Durch seine Wahrnehmung verändert es, auch aktiv, das Geschehen und damit die Wirklichkeit. Eben dieser Ansatz von Wahrnehmungsphilosophie ist es, der den Begriff einer einheitlichen Wirklichkeit dekonstruiert.

Wirklichkeit ist nicht dasselbe wie Wahrheit. Über die Terminologie für unveränderliche, kontingente Größen lässt sich streiten. Konsens besteht zumindest sprachlich darüber, dass eine Wahrheit existiert, die zwar verborgen sein kann, aber durch aufrichtiges Bemühen ans Licht kommen kann. Menschen, die mit ihren Lügen „durchkommen“, wird mit der Wahrheit gedroht. Die Wahrheit zeigt sich als unabhängiger Richter. Und damit hören die sprachlichen Eigenheiten dann schon auf. Im Streitgespräch lässt sich beobachten, wie zwei vermeintliche Wahrheiten beharrlich aufeinanderprallen.

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Uli und sophie in Philosophie am 25.01.2016 um 08.00 Uhr

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