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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Interpretationsversuch und Replik
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Der Regisseur hat die Marionetten nicht gemacht, er hat die Schauspieler nicht geschaffen. Vielmehr haben die sich (irgendwann einmal) freiwillig in den Dienst des Regisseurs gestellt. Der missbraucht seine Position und verkennt sein tatsächliches Sein. Er hält sich für „die Wahrheit“, zeigt aber deutlich die Züge eines größenwahnsinnigen Irren.
Wie geblendet sehen die Schauspieler das nicht. Wie hörig folgen sie dem Wahn, den sie für Wahrheit halten.
„Ich bin die Wahrheit“ – das verzerrt bewusst die Selbstaussage Gottes in Joh 14,6.
Es braucht den Blick von außen. Der Beobachter entlarvt das Possenspiel – und erntet Gelächter dafür. Seine ernst gemeinte Frage nach der Wahrheit – ein Versuch des Dialogs? – bleibt ungehört. So verlässt er die Szene.
Die Frage bleibt: „Was ist Wahrheit?“
Der Text gibt keine positive Antwort darauf, zeigt aber narrativ ex negativo, was die Folgen sind, wenn man sich einer Größe unterordnet, die nur vorgibt, Wahrheit zu sein – in Wahrheit aber den Menschen entmenschlicht und im irren Kreisen um Wahn und Nichts letztlich unfähig macht, das Offensichtliche zu sehen oder eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen.
Ein Theaterspiel bildet in unterhaltsamer Weise echtes Leben ab. Es ist verzerrtes Abbild von Wirklichkeit. Der echten Wirklichkeit, der Wahrheit, wendet sich der Beobachter am Ende zu, wenn er der Bühne den Rücken kehrt.
Uli und sophie in Philosophie am 25.01.2016 um 08.00 Uhr
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