Zur Startseite Eck.Dose

Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

Der Blog des Goldseelchen-Verlags

Dem Priester-Typus auf der Spur

Wo sind unsere Priester hin?


Für eine größere Ansicht anklicken.
Bild: Uli
 (© Eckdose)

Seite 2 von 2

Priester in der Gegenwart

1. Pfarrer

So ist zu verstehen, warum die Kirchen der Reformation jeden Glaubenden als Priester bezeichnen. Es gibt keine Wertunterschiede der Menschen vor Gott, will diese Aussage deutlich machen. Jeder kann die Riten anleiten und durchführen. Eigentlich. Weil es aber doch nicht jeder kann, haben die evangelischen Kirchen die Aufgaben wieder eingeführt. Unter anderen Namen. Statt einer Priesterweihe gibt es die Ordination. Die Rituale, die in der katholischen Kirche Sakramente hießen, wurden größtenteils zu Kasualien. All diese Namen täuschen nicht wirklich darüber hinweg, dass in sämtlichen Kirchen die Pfarrer weitgehend dem Typus des Priesters entsprechen.

2. Standesbeamte

Auch ohne religiösen Auftrag sind Priester tätig. Sie wissen es nur nicht immer. Standesbeamte haben priesterliche Aufgaben. Sie gehören sogar einem besonderen Orden: Für ihre Pflichten leisten sie gegenüber dem Staat den Diensteid. Standesbeamte vollziehen Rituale, die den Status eines Menschen in der Gesellschaft verändern. Das, was der Standesbeamte tut, hat mit Identität und Leben nichts gemein. Dennoch verleiht der Beamte beides, indem die Gesellschaft an die Wirkmacht seine Handlungen glaubt. Nur durch eine Urkunde gelten zwei Menschen als einander zugehörig. Nur durch eine Urkunde kann das Leben nach einem Todesfall weitergehen.

3. Ärzte

Ärzte erfüllen ebenfalls mit Macht priesterliche Funktionen – und haben den Nimbus des Unantastbaren. Die Geburt im Krankenhaus bzw. der Kaiserschnitt sind das Aufnahmeritual. Zahnspangen und Blinddarmoperationen begleiten den wachsenden Menschen ins Erwachsenenalter. Fruchtbarkeitsuntersuchungen und künstliche Befruchtung markieren den Familienbeginn. Arthroskopien und Krebsuntersuchungen leiten das Alter ein. Die medizinische Sterbebegleitung vollzieht das Ende eines Lebens. Dass viele Handlungen allein deswegen durchgeführt werden, weil Menschen sie wünschen, ist kein Geheimnis.

4. Administratoren

In der Welt des Internets erfüllt ein Administrator die Priesteraufgaben. Er lässt neue Mitglieder zu, veranlasst die Begrüßungsschreiben – ein Aufnahmeritual. Genauso „kickt“ er Mitglieder aus der Gesellschaft. Höhere Weihegrade verleiht er, zum Beispiel an auserkorene Moderatoren. Auf ihn geht man zu, wenn man mit der Welt des Internets irgendwo nicht klar kommt. Weil ohne ihn nichts läuft, ist der Priester-Administrator die letzte menschliche Instanz.

5. Keine Priester: Die Rollenspiel-Magier

Der Priester in den Rollenspielen ist eigentlich kein Priester, von seinem „Kontakt“ zum Unsichtbaren einmal abgesehen. Weder begleitet er durch Rituale, noch unterliegt er der göttlichen Macht. Sein Handeln ist Magie, daher heißt der Rollenspiel-Priester auch wahlweise Magier. In aller Regel funktionieren seine Aktionen wie ein Automatismus. Ein Gebet eines „richtigen“ Priesters dagegen könnte auch einmal nicht erhört werden.

Artikel-Seite:
12

Uli in Gesellschaft am 31.07.2012 um 16.35 Uhr

Werkzeuge:  |  

Auch ansehen:

Kommentar verfassen

 

Die Felder mit * sind verpflichtend.

Redaktionelle Prüfung: Wir bitten um Dein Verständnis, dass wir die Kommentare vor Veröffentlichung prüfen.

Datenschutz-Hinweis: Alle Daten, die in dieses Formular eingetragen werden, können auf dieser Seite als Einträge angezeigt werden. Zusätzlich werden IP-Adresse und Zeitpunkt der Übermittlung in einer Datenbank gespeichert, um im Falle strafrechtlich relevanter Eintragungen die Herkunft nachweisen zu können.