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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Wie ein einfacher Flugzettel den Sinn der Sprache verwirrt
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Auf Missstände aufmerksam machen ist der erste Schritt. Im Aufmerksam-Machen wird bereits eine Ablehnung deutlich. Etliche Missstände sollten ersatzlos gestrichen werden. Wie will man das anders ausdrücken, als mit einem deutlichen „KEIN“?
Als Motto beliebt sind dreigliedrige Aussagen, so genannte Trikola. Der Wahlspruch Deutschlands z.B. – sehr unpassend an dieser Stelle – ist auch solch ein Trikolon: „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Das Motto für das „Essenskisten-Essen“ im November packt die Aussage in eine dreigliedrige Ablehnung: „Keine Abschiebung, keine Essenskisten, ohne uns!“, da neben den Sachleistungen auch Abschiebehaft angeprangert werden soll.
Der Missstand wird missverstanden
Bei der grafischen Umsetzung des Mottos wurde schlagartig deutlich, wie schwierig verneinte Sätze sind. In schunkelndem Rhythmus des Dreitakts erhielten die ersten Punkte ihr klassisches Verbotsschild – keine Abschiebung, keine Essenskisten, keine... Plötzlich hält der Grafiker inne und fühlt sich ein bisschen wie beim Hören einer alten Otto-Waalkes-Platte. Die Macht der Gleichmäßigkeit dient dazu, den Sinn unauffällig auszuhebeln: „Nee, nicht ‚Keine Macht den Drogen’! Das war letztes Jahr. Diesmal geht es um einen Missstand in der Küche: Keine macht den Abwasch.“ Leider ist weder Otto lustig, noch sind es die Essenskisten.
Was in der Sprache sämtliche Aussagen verneint, das „aber“, ist unter den Zeichen das Verbotszeichen mit dem Strich hindurch. Es ist das Negative schlechthin. Darum läge es nahe, bei einem Dagegen dieses Negative zu zerstören. Man wehrt sich ja gegen etwas, wenn man „Ohne uns“ sagt.
Uli in Gesellschaft am 21.11.2011 um 12.40 Uhr
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