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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Der Google-Konzern als „Alphabet“

Rindvieh des Hauses

Mit seiner Umbenennung in „Alphabet“ hat der Google-Mutterkonzern nicht nur einen besonderen Anspruch mitgeteilt. Der Name an sich ist bereits Ausdruck von erhoffter Allmacht.

Dass große Firmen ihre Namen ändern, kommt nicht selten vor. Meistens geschieht das in Verbindung mit Umstrukturierungen. Kraft Foods ist außerhalb der Vereinigten Staaten seit 2012 Mondelêz. BASF nannte seine Datenträger-Tochter in „Emtec“ um. Bahlsen seine Salzsparte in Lorenz Snack World. Jüngst wurde die Kunststoff-Sparte von Bayer in „Covestro“ umbenannt. Wird dagegen einfach so der Name geändert, wird ein verändertes Selbstverständnis mitgeteilt.

Scheinbar abstrakt

Google stieg mit der Umbenennung nicht einfach auf den Zug klangvoller Kunstwörter auf. Wie bei Kofferwörtern (Chunnel aus Channel tunnel, Smog aus smoky fog) kann eine Aussage erkannt werden. Bei „Mondelêz“ klingt das romanische mon – „mein“ mit und der Anfang von delicious – „wohlschmeckend“. Übertragen bedeutete der Name: „Mein Wohlschmeckendes“. Und Bayers „Covestro“ hört sich nach der lateinischen Vorsilbe co(n) – „gemeinsam“ und dem englischen invest – „sich an einem Geschäft beteiligen“ an. Die letzte Silbe soll für strong – „kraftvoll“ stehen. Hier kann ein Motto aus dem Namen gelesen werden: „Gemeinsam ein stark aufgestelltes Geschäft antreiben.“

Mit dem Wort „Alphabet“ verbindet der Sprachgebrauch zunächst nur Abstraktes. Die Reihenfolge der Buchstaben unserer Schrift wird so bezeichnet. Wir nutzen ein Alphabet zum Sortieren von Listen: Lexika, Telefonbücher, Klassenlisten werden alphabetisch geordnet. Die alphabetische Reihenfolge ist eine Norm, die willkürliche Bevorzugung vermeiden lässt und Suchenden in Listen ein Gerüst bietet. Das Kerngeschäft der Suchmaschine, Listen zu finden und zu sortieren, ist hier zu erkennen.

Grundlage der Kommunikation

Aber ein Alphabet ist nicht nur die Reihenfolge der Buchstaben. Es ist die Bezeichnung für Buchstaben-Schriftsysteme aller Art, eben Alphabete. Es gibt unser lateinisches Alphabet, das kyrillische, griechische, arabische, hebräische Alphabet. Sogar die Inder schreiben Hindi mit einem Alphabet. Indem sich eine Firma so nennt, belegt sie ein Wort, das bislang für die Schrift, die Basis unserer gegenwärtigen Kultur, steht. Die Aussage: „Ohne Alphabet kann man nur schwer schreiben. Ohne Alphabet ist deshalb weltweite Kommunikation unmöglich.“, liest sich nun ganz anders. Google ist als Alphabet die selbsterklärte Grundlage der weltweiten Kommunikation.

So gelesen, ist der Alphabet-Name eine Drohung. Oder eher ein Ausdruck des Status? Es klingt, als würde sich ein Spezialist für Überwachungskameras in „Großer Bruder“ umbenennen.

Sprachlich ist der Name Google eher unbedeutend. Seine Wortherkunft von der Zahl „Googol“ ist geschichtlich sehr jung. Die Zahl kannten vor der Suchmaschine nur Fachleute. Das Alphabet aber hat eine Bedeutung in vielen Sprachen. Seine Form ist griechisch, knüpft also an die antiken Ursprünge unserer europäischen Zivilisation an. Einen so alten Namen zu wählen verdeutlicht: Wir waren vorher da. Egal, welcher Konkurrent älter ist. Das Wort „Alphabet“ findet sich bereits früher in Büchern.

Alphabet ist älter als das Alphabet

Und „Alphabet“ ist sogar älter als das griechische Alphabet. Es geht zurück auf die semitischen Namen der ersten zwei Konsonanten. Die Phönizier stammen aus dem heutigen Libanon und sprachen eine semitische Sprache. Sie schrieben mit ihrer eigenen Form einer semitischen Konsonantenschrift. Diese Schriftfamilie lebt heute noch in der hebräischen Quadratschrift und im arabischen Alphabet fort. Weil die Phönizier überall im Mittelmeer unterwegs waren (Hannibal und die Karthager waren auch Phönizier), kamen sie auch mit den Griechen in Berührung. Die übernahmen die Buchstaben für ihre Sprache und nutzten einige Konsonaten für Vokale. Das Aleph bezeichnet beispielsweise das Geräusch vor dem „a“, wenn jemand laut „Ah!“ ruft. Aus diesem Zeichen für einen Knacklaut wurde bei den Griechen der Vokal „Alpha“. Das griechische „Beta“, die letzte Silbe des Worts „Alphabet“, bezeichnet wie das semitische „Beth“ den Laut „b“.

„Alphabet“ steht im Alphabet vor seinen Konkurrenten „Amazon“ und „Apple“. „Alpha“ bezeichnet den Anführer oder das zuerst Gewesene. Ein Alphatier beherrscht seine Herde. Eine Alpha-Version ist die allererste Variante von einem Produkt, bevor es einer größeren Test-Gruppe gegeben wird. Und Alpha ist der Ursprung und Anfang aller Dinge. In der Bibel offenbart sich Gott als „das Alpha und das Omega“ – erster und letzter Buchstabe des (griechischen) Alphabets. Weil der erste Buchstabe der Bibel im Urtext ein Beth ist (bereschit bara elohim – „am Anfang schuf Gott“), erzählt eine jüdische Anekdote: Der Anfang sei bei Gott, darum fange die Bibel erst mit dem zweiten Buchstaben an. Google stellt sich selbst an den Anfang.

Der Name lässt sich übersetzen

Die semitischen Buchstaben gehen auf Bilder zurück. Ein Sprecher einer semitischen Sprache versteht noch die meisten Namen der Buchstaben, während sie im Griechischen keine Bedeutung mehr haben. Wenn man das „A“ auf dem Kopf liest, erinnert es mit etwas Phantasie noch an den gehörnten Kopf einer Kuh. Genau das bedeutet auch „Aleph“: Rindvieh, Kuh. Das „Beth“ war das Zeichen für ein Haus – wie in Bethlehem (Brothausen) bedeutet es „Haus“. Man könnte also „Alphabet“ auch mit „Rindvieh des Hauses“ übertragen.

Uli in Medien am 02.09.2015 um 10.43 Uhr

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