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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Über den richtigen Fall bei „laut“, „trotz“ und „dank“

Rettet den Dativ!


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Geständnis: Ich kann den Genitiv hinter manchen Wörtern nicht ausstehen. Für mich hört sich ein Satz wie: „Laut des Bahndirektors hätte der Zug pünktlich kommen sollen.“ grottenfalsch an. Es tut mir weh, ihn zu hören oder zu lesen. Ähnlich geht es mir mit Wendungen wie „trotz des schlechten Wetters“ oder „dank des Zugführers“. Mein Gefühl sagt mir, dass solche Präpositionen mit Dativ stehen. Und dass Grammatik mit Logik nichts zu tun hat. Grammatik ist eines Frage des Glaubens, der Gewohnheit und des Geschmacks. Über Geschmack lässt sich streiten und den besten Geschmack hat in der Regel jeder selbst.

Bastian Sick hat die Sprache kaputt gemacht, glaube ich. In klugscheißender Absicht hat er mit seinem Bestseller „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ aller Welt klargemacht, dass es nicht „wegen mir“, sondern „meinetwegen“ heißt. Nicht wegen mir musste der Zug länger am Bahnhof warten, sondern die Verspätung geschah meinetwegen. Das haben auch die Serienautoren kapiert, sodass jugendliche Filmfiguren im Berliner Kiez völlig unglaubwürdig den schriftsprachlichen Genitiv gebrauchen.

Wo die Umgangssprache den Dativ gebraucht („die Pfeife vom Zugbegleiter“, „wegen dem Hund“), hat der Genitiv – dank Sick – Land gewinnen können („Die Pfeife des Zugbegleiters“, „des Hundes wegen“). Aber auch dort, wo mein Gefühl und die Semantik einen Dativ verlangen, hat sich der Genitiv eingenistet. Laut, trotz und dank sind vorangestellte Präpositionen. Wegen ist ursprünglich nachgestellt. So wie Willen: „Um Himmels Willen!“. Trotzdem werden sie gleich behandelt. Trotzdem, übersetzt: Trotz diesem Grunde, diesem Grunde entgegen gerichtet.

Mein Sprachgefühl bestätigt sich, wenn ich das zusammengezogene Wort „trotzdem“ gebrauche, das – analog meinetwegen – den richtigen Kasusgebrauch zur Präposition trotz mitteilt. Aha! Trotz steht mit Dativ!

Warum wird dann so oft der Genitiv verwendet, dass es sogar der heilige Duden erlaubt? Vorstellen kann ich mir, dass dies den uneindeutigen Kasus-Endungen der deutschen Sprache zu verdanken ist. Bei etwa der Hälfte des Wortgebrauchs wird nicht sichtbar, ob laut, trotz und dank nun mit Genitiv oder Dativ stehen. Genitiv und Dativ fallen im Deutschen bei Wörtern mit femininem Genus zusammen. „Trotz der Sonne“ ist die Antwort auf die Fragen „trotz wessen?“ und „trotz wem?“. Mit einem Genitiv-Anhänger komme ich als Parteigänger des Dativs bei Feminina nicht in Konflikt.

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Uli in Philosophie am 01.07.2015 um 19.01 Uhr

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