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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Teil 1: Negativen Gefühlen auf der Spur
Unruhiges Hin- und Herrutschen auf dem Stuhl. Innendrin pocht das Herz schnell. Warm wird es. Ein kalter Schauer zieht zugleich vom Nacken den Rücken hinunter. Jemand empfindet Hass. Doch kann er nicht ausweichen.
Was einen so wütend macht und warum oft ausgerechnet dann das negative Gefühl aufkommt, wenn keine Möglichkeit besteht, dem Ärger Luft zu machen, weiß niemand. Doch deutlich ist: Das Gefühl ist sehr real. Es signalisiert permanent, dass es verarbeitet werden möchte. Gleichzeitig ist es ungebetener Gast in der Welt des Körperlichen.
Was ist es, das negative Gefühl?
Wo kommt es her?
Wie gehe ich mit ihm um?
Gefühle sind schwer greifbar. Sie befinden sich auf vor-sprachlicher Ebene. Das heißt, sie haben mit Wörtern und Begriffen nicht viel zu tun. Dennoch fällt uns schnell ein ganzer Katalog ein, wenn nach negativen Gefühlen gefragt wird. Hass, Aggression, Wut, Neid, Eifersucht über Unterlegenheit, Rachelust, Habgier bis hin zu Einsamkeit, Hilflosigkeit oder Scham. Sie alle empfindet ein Mensch nur ungern, sie alle treten auf ähnliche Weise auf.
Von alleine kann kein Gefühl entstehen. Jedes Gefühl richtet sich auf jemanden oder etwas. Hass wird gegen Personen oder Eigenschaften empfunden. Einsamkeit beispielsweise kommt auf, weil ein Gegenüber fehlt. Es braucht Auslöser, die das Empfinden veranlassen. Abstrakt gesagt heißt das: Ein Objekt löst ein Gefühl aus, das sich auf das Objekt bezieht.
Am Anfang steht die Wahrnehmung. Über die Sinne wird das Objekt bemerkt. Im riesigen Feld der Erfahrungen und Erinnerungen geschieht ein Abgleich. Das Objekt, wie es wahrgenommen wurde, wird verglichen mit ähnlichen gespeicherten Eindrücken. Dabei muss das tatsächliche Objekt nicht einmal mit der Erinnerung übereinstimmen.
Gab es einmal eine negative Erfahrung, an die das Objekt in der Wahrnehmung erinnert, geht die Alarmanlage an. Das Gehirn lässt Hormone ausschütten, die den Körper in Handlungsbereitschaft versetzen. Auf körperlicher Ebene ist der Zustand deutlich bemerkbar. Die Nackenhaare stellen sich auf, man läuft rot an oder erbleicht. Wir haben den eingangs beschriebenen Zustand erreicht.
Wäre der Mensch nicht Herr seiner Sinne, würde er jetzt im Affekt den unguten Zustand beenden. Er würde unüberlegt das Objekt, das der Auslöser war, überwinden. Kurz und klein schlagen würde er den Gegenstand, verletzen oder sogar totschlagen den anderen. Obwohl sein negatives Gefühl nicht durch das wirkliche Objekt, sondern durch seinen Eindruck vom Objekt entstanden ist.
Zum Glück ist der Verstand dazwischen geschaltet. Sonst würde es viele Totschläger wie den biblischen Kain geben. Doch ganz gut ist es auch nicht, die negativen Gefühle zu unterdrücken. Wie jeder Druck suchen sie ihren Ausweg. Ein Auto, das gegen die Mauer fährt, wird durch den Zusammenstoß zerdrückt. Es sei denn, man panzert das Auto. Doch dann gibt die Mauer nach.
Gleiches passiert, wenn negative Gefühle keinen Aus-Druck finden. Sie stauen sich an, sammeln sich. Oft bringt ein negatives Gefühl das nächste hervor. Der innere Druck wächst und wirkt sich nicht nur verdunkelnd auf die Stimmung oder die Handlungsfähigkeit aus. Seelische, sogar körperliche Probleme sind die Folgen.
Wie ein richtiger und gesunder Umgang mit dem negativen Gefühl aussehen kann, wird im zweiten Teil thematisiert.
Uli in Lebenskunde am 24.04.2013 um 20.27 Uhr
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