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Freundschaften beweisen sich nicht erst bei der Beerdigung

Mehr Freunde, als du kennst


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

„Du hast weniger Freunde, als du denkst. Aber mehr, als du kennst.“

So lautet eine Weisheit, die sich in manchen Sprüchesammlungen findet. Man denkt, man hätte gewisse Freunde, auf die man sich verlassen könne. Menschen, die man Freunde nennt, denen man zum Geburtstag gratuliert und für die man gerne da ist, wenn sie Hilfe benötigen. Aber der Spruch sagt, dass nicht alle dieser Menschen auch wirklich Freunde sind. Sollen diese Freundschaften sich bewähren, zeigen sich schnell die Unterschiede. Nähe wird anders eingeschätzt, die Bereitschaft zu helfen ist nicht bei jedem identisch. Einseitigkeit der Beziehungen fällt dann auf.

Manche Menschen verbittern im Laufe des Lebens darüber. Sie haben anderen vermeintlich geholfen, ihnen gedient, und erwarten im Gegenzug ausgleichende Taten, mindestens aber Dankbarkeit von denen, die ihnen etwas schuldig seien. Ist die Enttäuschung besonders groß, fallen Aussagen wie: „Mal sehen, ob du bei meiner Beerdigung dann auch zu spät kommst.“

Abrechnung am Ende des Lebens?

Dahinter könnte der Gedanke stehen, dass sich mit dem Tod Gerechtigkeit einstellt – und ein Mensch grundsätzlich gut oder böse ist. Wer also bei der Beerdigung zu spät kommt, gar nicht kommt oder, obwohl unerwünscht, auch noch in heuchlerischer Absicht dabei ist, wird seine gerechte Strafe bekommen. Zumindest in Blick auf die Untaten gegenüber dem Verstorbenen, so wäre die Logik. Der Untäter würde ja sozusagen bei der Tat erwischt.

Was haben aber Beerdigungen mit Freundschaften bzw. mit ausgeglichenen Beziehungen zu tun? Nicht im Grabe erfährt ein Mensch, wer treu war. Der Tod gehört zwar zum Leben dazu, hat mit ihm aber nichts gemein. Wer tot ist, dem braucht keine Ehre mehr erwiesen werden. Wer zur Beerdigung kommt, tut dies für sich oder die Hinterbliebenen. Etwa, weil er besonders erschrocken ist, wie schnell der Tod kommen kann. Oder, weil er sich plötzlich Witwe, Witwer oder den Kindern nahe fühlt. Oder, weil er froh ist.

Er kommt nicht ans Grab, weil er damit als wahrer Freund dem Verstorbenen einen nützlichen Gefallen täte.

Die Freunde, die man hat, erweisen sich im Leben als solche. Man wird sie nie alle erkennen oder kennen lernen. Nicht einmal bei der Beerdigung würde man sie alle sehen.

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Uli in st.eckdose am 16.01.2013 um 09.29 Uhr

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