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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Wortverschleiß in der Netzkultur

Hilfe, der Troll mobbt den Stalker!


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Neulich im Kino an der Kasse. Drei jugendliche Mädchen haben ihre Eintrittskarten erworben und begeben sich zur Popcorn-Verkaufstelle. Ein Satzfetzen dringt unter Gelächter herüber: „Och Menno. Jetzt mobbt mich doch nicht immer so! Hihi.“ Lustiger wäre es gewesen, wenn das „gemobbte“ Mädchen tatsächlich gemobbt würde, und dann mit soviel Selbstbewusstsein den Anderen das Fehlverhalten lachend unter die Nase reibt. Danach, dass sie tatsächlich sozial ausgegrenzt wird, sah der Kinobesuch jedoch nicht aus.

In der Jugendsprache haben drei eher neuere Wörter Einzug genommen, die so schnell beliebt wurden, dass sie ihre Brisanz verloren haben, weil sie zu häufig benutzt werden. Phänomene außerhalb der Diskussionskultur und einem normalen Miteinander bezeichnen sie. Mobber, Stalker und Troll stellen sich vor.

Mobb mich doch nicht so!

Was das Mädchen im Kino als scheinbar witzige Umschreibung für „necken“ verwendet, hat ernsthaft Betroffene in den Freitod getrieben. Mobbing ist das konsequente, durchgängige Verletzen und Übervorteilen einer Person durch eine Gruppe. Weil man auf diese soziale Ausgrenzung aufmerksam geworden ist, wurden Anlaufstellen und Hilfestellungen für Gemobbte errichtet. Medien berichteten über das Phänomen. Etliche nutzten das aus. Und Jugendliche, nichts ernst nehmend, bezeichnen sich als „gemobbt“ bei kleinen Hänseleien, harmlosen Reibungen und Witzen auf Kosten ihrer selbst. Der wirklich Terrorisierte wird anschließend mit dem Schimpfwort „Opfer“ verlacht.


Bild: Uli
 (© Eckdose)

Du hast mich gestalkt, du Sau!

Der Stalker ist eigentlich ähnlich unlustig. Personen, die aufdringlich den privaten Alltag ausspähen, durch nervende und die Intimsphäre verletzende Aktionen auf sich aufmerksam machen, sind Stalker. Sie bekommt man meist nur dazu, ihr Verhalten zu lassen, wenn ihnen ernsthafte Konsequenzen angedroht werden. In der Umgangssprache ist der Stalker zum Menschen geworden, der sich informiert. Man braucht nicht einmal mehr Suchmaschinen oder Telefonbücher zu benutzen, um zu „stalken“. Etliche fühlen sich „gestalkt“, wenn ihre frei zugängliche Profilseite im Netz gelesen wird. Wer den psychischen Druck nicht aushält, dass andere seine Text- und Bilderzeugnisse wahrnehmen, sollte sich überlegen, ob das Internet der richtige Ort ist.

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Uli in Gesellschaft am 25.04.2012 um 16.26 Uhr

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