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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Für wen sprechen eigentlich unsere Nachrichten?
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Der Themenbrei, der für Zeitungen und Rundfunknachrichten übrig bleibt, ist dünn. Er wird gekocht aus dem Wiedergekäuten des Abendessens vom Vortag und dazu geworfenen Agentur-Knochen. Oft ist die Nahrung, die dem Medienkonsumenten vorgesetzt wird, so ausgelutscht, dass sonst gut informierte Korrespondenten vor Ort der lispelnden Nachrichtensprecherin ehrlich sagen müssen: „Heute nichts Neues“. Das ist der Bericht-Produktion egal. Selbst eine Provinzzeitung wie das Aschaffenburger „Main-Echo“ beherrscht die Methode, aus „nichts Neues“ eine Nachricht zu bauen. Der flüchtige Sträfling bleibt nach wie vor verschwunden? Die Polizei hat seit einer Woche nichts weiter vermeldet? Gut, dass es das Wort „unklar“ gibt!
Um dennoch den eigenen Eintopf von dem der anderen abzuheben, wird mit Kräutern gewürzt, die zur Saison noch gar nicht wachsen. „Die Zeit“ versucht häufig, Namen für Aufgaben ins Gespräch zu bringen, ohne dass es äußere Anlässe gäbe. So hatte sie sich einst Ursula von der Leyen als Köhler-Nachfolgerin gewünscht, und spricht sie hin und wieder als Merkel-Erbin an. Die „Bild“ legt Politikern in den Mund, den Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone zu fordern. Ein solcher wäre übrigens vertragswidrig und in Wirklichkeit nicht möglich.
Gerne wird nach außen gesehen, der Untergang der Zivilisation verkündet. Naturereignisse, die den deutschen Nachrichtenkonsumenten nicht einmal als strahlenbelasteten Niederschlag betreffen, werden, mit Schicksalen verknüpft, zur Panikmache ins Wohnzimmer geholt. Doch eine offensichtliche Rolle als Unheilsprophet nimmt kein Medium gerne an. Subtil werden Bilder von Krieg und Leichen in der arabischen Welt gezeigt, während die Kommentatoren klassisch den Sieg der (guten, westlich geförderten) Rebellen über die (böse, antiwestliche) bisherige Regierung verkünden.
Blind ignoriert tritt die Wirklichkeit hinter den Botschaften der falschen Propheten zurück. Mit den Autos in Großstädten entflammt die Unzufriedenheit der Menschen darüber, dass die Einen immer mehr, die Anderen immer weniger haben. Ein Problem scheinen darin nur Lokalzeitungen zu sehen – ohne dass Zusammenhänge aufgezeigt würden. Was plakativ als „Wutbürger“ abgestempelt wird, ist in Wirklichkeit der deutliche Wille vieler Menschen, aktiv das Leben in Gesellschaft mitzugestalten.
In der Schar der Wahrsager fehlen die Hellseher mit dem Blick für das Wesentliche.
Uli in Medien am 19.09.2011 um 14.29 Uhr
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