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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Für wen sprechen eigentlich unsere Nachrichten?

Hellseher und Unheilspropheten


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Propheten, Wahrsager, heißen manche Gestalten in antiken Religionen. Etliche sahen sich als Stütze ihrer Gesellschaft. Einige wurden gehasst, ihrer unbequemen Mitteilungen wegen. Auch wenn sich viele Äußerungen der Für-Sprecher – so die wörtliche Übersetzung von „Prophet“ – auf die Zukunft bezogen haben, so bestand die Aufgabe im Sehen und Benennen dessen, was gegenwärtig ist.

Ein Wahrsager sagt, was wahr ist. Er spricht vor allem das aus, was andere nicht sehen und nicht hören wollen. Die persönliche Botschaft eines Propheten an einen Menschen würde all das umfassen, was der Mensch selbst auch weiß. Vorausgesetzt, er würde einmal aufhören, sich zu bescheißen und beginnen, zu sich selbst ehrlich zu sein. So redet der Wahrsager gerade heraus. Ein Machthaber will das nicht hören, ein Volk in der Mehrheit auch nicht. Zu bequem ist das Leben, wie es dank der Lügen geführt werden kann.

Moderne Medien werden manchmal mit den Propheten der antiken Religionen verglichen. Wer Verschwiegenes verkündigt, kann zum Fürsprecher der Rechtlosen und Unterdrückten werden. Solch Mandat beanspruchen gerne die großen überregionalen Zeitungen für sich. Und im Auftrag an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk heißt ausdrücklich, er solle alle gesellschaftlichen Gruppen vertreten und sich an diesen ausrichten.

Zwischen Wollen und Wirken besteht dann doch ein Unterschied. Könnte man ihn messen, würde er etwa der Lücke entsprechen, die zwischen der Wirklichkeit des Lebens und den Themen in der Medien-Aufmerksamkeit klafft.

Nicht nur, dass es keine wahrhaft unabhängige Berichterstattung gibt. Die Kontrolle und der Einfluss der Regierenden über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist ein Thema. Das Diktat von Wirtschaftsunternehmen über fast alle Print- und Privatrundfunkmedien ist ein weiteres. Unliebsame Inhalte werden übergangen. Wie bei den Hofpropheten, die dem König nur Loblieder sangen und goldene Jahre versprachen, beschränkt sich die Auswahl der Themen auf das Angenehme oder Duldbare. Bis etwa eine Bürgerbewegung, die sich gegen Entscheidungen der Regierungen richtet, in der Tagesschau ernsthaft betrachtet wird, muss die Wirkung schon derart groß sein, dass sich Regierungssprecher damit auseinander gesetzt haben. Als Beispiel sei der Bahnhofsstreit in Stuttgart im vergangenen Jahr genannt. Ansonsten werden Proteste eher auf kleiner Flamme gekocht, wie alljährlich die Demonstrationen in Gorleben.


Bild: Uli
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Uli in Medien am 19.09.2011 um 14.29 Uhr

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