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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

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Bedarf: Glück


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Bist du glücklich? Kannst du von dir sagen: So, wie ich mein Leben führe, so darf es gerne bleiben? Wenn du dich glücklich nennst, dann darfst du dich glücklich schätzen. Du zählst zu den wenigen Menschen, die hier leben und tatsächlich zufrieden sind. Warum auch nicht, könnte man fragen. Warum nicht zufrieden sein, wo man doch alles haben kann.

Alles, das muss nicht viel sein. In die Schule kamen einmal zwei Jugendarbeiter, die etwas zur Sucht-Vorbeugung erzählten. Wir durften viel diskutieren, Gruppenarbeiten erledigen. Spielerisch erzählten uns die Aufklärer, was Menschen alles brauchen. Ringförmig oder stufenartig kann man die Bedürfnisse sortieren. Zur Sucht gehörte dann das, was kein Grundbedürfnis ist.

Ganz in der Mitte standen Alltäglichkeiten wie Nahrung, Kleidung und Obdach. Überrascht waren wir über den Begriff „Sexualität“. Berührungen, Begegnungen und allgemeiner Kontakt zu anderen Menschen ist dies. Da war mir dann schnell klar, warum es meiner alleine lebenden Oma nicht gut ging. Deswegen brauchte auch Robinson Crusoe auf seiner Insel seinen Freund Freitag.

Was uns auch bald klar wurde, war, dass wir diese Bedürfnisse nicht alle erfüllt bekämen. Schlaf, Wärme, Bewegung – ein Schüler sieht das eher als überbewertet an. Die Sucht-Vorbeugung war eine nette Veranstaltung. Zwei Jahre später holte die Polizei zwei Mitschüler wegen Drogenbesitzes aus dem laufenden Unterricht. Da erinnerte sich keine mehr an die Fragen der Bedürfnisse.

Jetzt gehe ich manchmal durch die verregneten Straßen, atme die Alkoholluft ein und huste im Rauch der Zigaretten an den Haltestellen. Der Junge, der mir die Obdachlosenzeitung verkaufen möchte, lächelt, als ich ihm ins Gesicht blicke und mein Kleingeld in den Becher stecke. Sein Gesicht sieht verfallen aus, als hätte er nie eine Sucht-Vorbeugung gehört. Glücklich schien er trotzdem.

Uli in Philosophie am 26.01.2011 um 18.31 Uhr

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