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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Musik machen ohne Verträge ist möglich
Die Liebe ist wie ein Bonbon. Sie löst sich auf. Die Liebe ist wie ein kleines Tier, das fortläuft, und dann fragt man im Tierheim: Hamse noch soeins? Und dann ist keins dort... Merkwürdig skurril klingen diese Zeilen, die zusammenfassend einem Lied der Kleingeldprinzessin entnommen sind. Die Kleingeldprinzessin ist eine Gitarre spielende Sängerin in und um Berlin, die sich auf die Bühne stellt und sagt: „Mein Name ist Dota und ich mache ein bisschen Musik.“
Nie hatte ich von der Kleingeldprinzessin gehört. Eine Studentin in Berlin kannte sie und machte Werbung. Nicht Werbung im bezahlten Sinne. Sie erzählte einfach von der Kleingeldprinzessin, brachte CDs und Musikdateien mit und ließ die Lieder für sich sprechen. Im Kopf entstand das Bild einer Neunzehnjährigen, die ihre Ideen in Texte verfasst und mit einer Gitarre, manchmal mit einer Begleitbänd versehen, diese Texte als Lieder singt.
Überzeugt war ich nicht. Meine Gedanken klangen von „Blödsinn“ bis „Ganz witzig“. Dann hieß es, die Kleingeldprinzessin würde spielen. Im Prinzessinnengarten. Haha. Eintritt, so sagte die Homepage, gebe es keinen. Mal Anhören, war so eine Idee. Pünktlich da bei bekannter Berliner Hitze, erwiesen sich Ambiente wie auch Akteurin als absoluter Gewinn. Die Verwunderung über das Alter (Dreißig?) der Prinzessin klärte sich auf, als man mir erklärte, sie nenne sich ja auch mittlerweile eher Dota.
Der Auftritt war ein Solokonzert. Das Publikum gehörte in das früher Bionade, heute alternativ-bio-Lemonade trinkende Milieu. Mütter mit Dreieckstüchern und Stoffwickel um ihre Kinder gehörten ebenso da hinein wie etwas verwahrlost aussehende langhaarige Männer in Leinenhosen. Ohne Klischee geht wohl nichts. Und vorne, vor hässlichen Baucontainern im ansonsten paradiesischen Garten, da stellte sich diese Frau in Flipflops, die Haare unspektakulär zum Pferdeschwanz gebunden, die Gitarre locker umgehängt, hin und sagte: „Mein Name ist Dota und ich mache ein bisschen Musik.“ Den ganzen Abend über sang sie frei heraus, natürlich und ohne Starallüren ihre balladesken und komischen Stücke. Durchaus Ohrwürmer.
Weil zu dieser Gelegenheit Solo, malte sie mit kurzen Lautäußerungen die Bandeinsätze nach. Phantasie der Zuhörer war gefragt. Die Phantasie Dotas war sowieso dabei. Vom Ohrsteckermädchen mit der Anekdote, dass bei einem Auftritt in Wien die Menschen „Orsch-Lecker-Mädchen“ missverstanden hätten zum portugiesischen Samba bis zum rockigen „Als gäb’s kein Morgen“. Durch die Bank zeitkritische Texte, ein bisschen nonkonform, ein bisschen avantgarde, ein bisschen alternativ. Aber immer individuell, ehrlich, natürlich, unverfälscht. Die Frau verweigert mit ihrer Bänd bis heute Angebote von Plattenfirmen und politischen Parteien.
Darin liegt der Charme. Jetzt, wo ich Dota gesehen habe und weiß, welche Person hinter den Texten steht, kann ich die Musik verstehen. Auf einmal bekommt die Stimme ein Gesicht – und ich singe mit: „O-O-O-Ohrstecker-Mädchen, er hat nach dir gerufen und du hast ihn nicht gehört....“
Uli in Musik am 17.07.2010 um 11.13 Uhr
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Hätt ich mir ja denken können, dass ihr in Berlin Dota kennengelernt habt. Neulich war sie in Nürnberg, aber das haben wir leider verpasst. Tja, bleibt nur CD hören und hoffen, dass sie bald wieder hier vorbeitourt.
Gustl am 10.08.2010 um 01.40 Uhr.