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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Bequemlichkeit hat einen neuen Namen

Volkskrankheit Mobbing


Bild: Uli
 (© Eckdose)

Volkskrankheiten nennen sich Phänomene, von denen Medien glaubhaft machen möchten, ein jeder sei damit befasst. Oder müsste eigentlich betroffen sein. Oder finde es so schrecklich, dass er jeden, der davon betroffen sei, liebend gerne aufnimmt, streichelt und ihm die Behandlung zahlen möchte. „Depression“, „Rheuma“, „Rückenschmerzen“. Die Liste der Volkskrankheiten ist lang und umfasst fast alles. Auch das sogenannte Mobbing ist eine Volkskrankheit. Zu Unrecht.

Liest, hört oder sieht man von Opfern des Mobbings, wird tatsächlich das Mitleidsgefühl wach. Man möchte das Opfer aufnehmen, streicheln und ihm die Behandlung bezahlen. Am Boden zerstört hatten trotzdem alle auf der Person herumgehackt. Sie hatten ihr Gespräche verweigert und Vorteile entzogen. Beförderungen blieben aus, die Einladung zur Betriebsweihnachtsfeier war angeblich irgendwo verloren gegangen und im Netz wird der Name verhunzt. Fiese Sache, besonders dann, wenn alle gegen einen sind und sich verschwören.

Mobbing ist eine Angelegenheit, die nur von vielen ausgehen kann. Ich kann niemanden mobben. Denn ein Mob ist eine Menge, eine Gruppe. Zum Gemobbtwerden gehören also nicht, wie beim Streit, immer Zwei, sondern mindestens Drei. Ein Opfer und zwei Täter. So viel lässt sich über den Tatbestand allein durch das Wort sagen. Für diese unkontrollierte Gruppe, die einen diskriminiert, ausgrenzt und seelisch vernichtet, wird ein klares Umfeld benötigt. An der Schule ist oft von Mobbing die Rede. Oder am Arbeitsplatz. Immer dann, wenn mehrere vorhanden sind, die sich gegen einen Einzelnen solidarisieren können.

Hier tritt das Problem auf. Das Wort Mobbing oder Mobben ersetzt nach und nach das alte Wort des Unwohlseins oder des unterkühlten Verhältnisses. Wo frostige Stimmung herrscht, kann ich mich gemobbt fühlen. Ein böser Blick der Kollegen mit mir unbekanntem Grund? Klarer Fall von Mobbing. Ein Schüler wird von anderen Schülern getriezt? Mobbing. Ein Lehrer erkennt, dass ein Schüler einfach zu dumm ist und macht das deutlich? Mobbing. Ein Chef erklärt einem Angestellten einen selbstverständlichen Sachverhalt? Mobbing.

Wo man hinsieht lauern potentielle Mobber. In gnadenloser Übertreibung und gedankenloser Überbewertung fällt auf diese Volkskrankheit ein Schatten, der die wahren Opfer ins Lächerliche zieht. Indem es ein Wort gibt, das ich für eigenes Unvermögen, mangelnde Kritikfähigkeit oder Faulheit vorschieben kann, wird jeder zum potentiell Gemobbten. Pseudohilfe ergeht von Mobbing-Hilfe-Gesellschaften, die eigene Betroffenheit durch ihre Präsenz suggerieren. Unterstützung kommt von Gesetzen, die einem jeden Arbeitslosengeld ermöglichen, wenn Mobbing der Kündigungsgrund war.

Eine steigende Mobbing-Zahl ist kein Anzeichen größerer Rücksichtslosigkeit von Arbeitgebern, Vorgesetzten und Mitmenschen, sondern Anzeichen größerer Bequemlichkeit der Massen. Mobbing ist dann keine Krankheit mehr, sondern wird zu Ausrede. So, wie viele Volkskrankheiten.

Uli in Gesellschaft am 01.05.2010 um 21.51 Uhr

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Kommentare

Kommentar:



Mir fehlt unser duales WG-Mobbing
Das macht mich depressiv...

Argh... mein Rücken bringt mich noch um...
ISCH HAB RÜCKEN!!

Bosso am 03.05.2010 um 15.05 Uhr.


Kommentar:

ja. die Finken ham scho so Spaß gemacht. Und sie rufen nach wie vor nach Dir: Beckbeckbeck

Du solltest evtl nen anderen Schreibtischstuhl nehmen.

Und feststellen, dass Du im Eckdosen-Adminbereich Mails empfangen und versenden kannst. Dick, wa?

Uli am 03.05.2010 um 16.18 Uhr.


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