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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
„Oh, Du Fröhliche“, schmetternd begleitet und gemeinsam mit den Konzertbesuchern gesungen, beendete am Dreikönigstag in der Feuchtwanger Kirche St. Ulrich und Afra die Weihnachtszeit. Bekannte A-Capella-Werke aus vier Jahrhunderten mit weihnachtlichen Texten sang das Vokalensemble „Consortium Cantorum“. Das Neujahrskonzert stand wie üblich unter der Leitung des Chorleiters und Dekanatskantors Michael Routschka.
Den Gegenpart zum eher ruhigen Gesang bildeten die Brüder Tobias und Lucas Ziegler an Trompete und Orgel. Letzterer leitete auch das Konzert mit einem wuchtigen Solostück von Gustav Adolf Merkel ein. Wechsel zwischen filigranen, hauchdünnen Phrasen und kräftigen, durchdringenden, basslastigen Parts spiegelten den Aufbau des Programms vorweg. Lucas Ziegler bewies mit seiner Spieltechnik sein großes Talent gleichermaßen wie seine Disziplin. Fehlerfrei ließ er die Töne auf der Orgel aufleben.
Gregorianisch klang der Männergesang des Feuchtwanger Ensembles am Anfang des ersten Chorblocks. Was in den tiefen Stimmen schon kraftvoll ertönte, wurde nach Einsatz der Frauen rund und harmonisch. Mit beachtlicher Präzision und einem Schwergewicht auf dem guten Zusammenklang hatte Routschka die Stücke einstudiert. Wichtige Stellen – sowohl im Text als auch in der Melodieführung – traten klanglich hervor. Der 15-stimmige Chor arbeitet auf hohem Niveau und gibt dadurch erst der A-Capella-Musik die nötige Ausfärbung. Egal, ob es ein Stück des Barockkomponisten Michael Praetorius war, sechsstimmige Bearbeitungen bekannter Melodien von Carl Thiel, komplizierte Fugen des 20. Jahrhunderts oder zeitgenössische Sätze Friedemann Winklhöfers: stets gelang es, den Gesamtklang so abzuwägen, dass es den Werken gerecht wurde und die Schönheit der Musik herauskam.
Das Potential des Chores ist erstaunlich groß für diese kleine Besetzung. Schwächen erstreckten sich nur auf Unaufmerksamkeiten, die leicht behoben werden könnten.
Immer konzentriert bei der Sache waren die Ziegler-Brüder, die im starken Zusammenklang, mit ebenso fein ausgearbeiteter Dynamik die „Würde“ und „Freude“ aus Georg Philipp Telemanns „Heldenmusik“ interpretierten. Dass Trompete gut zur Orgel harmoniere, dürfte hinlänglich bekannt sein. Hier wurde es abermals bewiesen und mit dazu Bravour ausgeführt. Leise und besinnlich fast strömte der Klang aus den Pfeifen, feierlich und tänzelnd, hinaufsteigend zu gewichtigen Fortissimostellen, doch nie abgehoben spielte Lucas Ziegler hier das Tasteninstrument. Klar und rein fügte Tobias Ziegler die Trompete dazu, durchsetzungsstark, aber nicht gepresst. Hell erhob sich das Blechinstrument von der Empore über die Zuhörer hinweg.
Mit eher ruhigen, von Dissonanzen und Dramatik geprägten „Kindelein“-Stücken führte der Chor langsam zu immer beschwingter werdenden Preis- und Freudeliedern. Originell war es, „Adeste fidelis“ und das stark manierierte „Ding dong! Merily on high“ von den Instrumenten einleiten und vom Chor durchführen zu lassen.
Wäre „Fröhliche Weihnacht überall“ das letzte Lied gewesen, hätte ein ernsthafterer Schlussgedanke gefehlt. Schließlich sollte ja die Weihnachtszeit bewusst beschlossen werden. Der Applaus aus den voll besetzten Reihen belohnte dann nicht nur die gelungenen Auftritte, sondern forderte mehr. „Ich steh an deiner Krippen hier“ gab das Consortium schließlich als Zugabe, ehe „Oh, Du Fröhliche“ ins neue Jahr hineinklang.
Uli in MAT: KunstKultur am 11.01.2009 um 13.07 Uhr
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