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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Konzert der BFSM-Bands
Wenn vier Schulbands mit sechzehn Liedern zum abendlichen Konzert in den Konzertsaal der Berufsfachschule für Musik einladen, ist auch in der Bevölkerung das Interesse groß. Denn längst ist die Wiederholung des Prüfungskonzertes der Rock-Pop-Abteilung für die Einheimischen kein Geheimtipp mehr. Die Zuhörer erwarten, dass es niveauvolle und gute Unterhaltung gibt. Auch dieses Mal wurden sie in den Erwartungen hoch übertroffen.
Bei allen Bands hatte sich ergeben, dass der stilistische Schwerpunkt auf härterem Rock und Metal lag. Das aber ist weniger damit zu erklären, dass nur ein Mädchen mitwirkte, sondern sei, wie ein Dozent gegenüber der FLZ erklärte, stark vom aktuellen Musikgeschmack abhängig.
Allzu fixiert auf die Musikrichtung war aber keine der Bands. Dank exzessiver Solopassagen, gut verständlichen Gesang und pfiffigem Bühnengeschehen war durchgängig Abwechslung und Neues geboten. Stets zeigte sich eine kreative Mischung und Offenheit zu feinen Gags oder spritzigen Ideen. Eine eingespielte fünfminütige Einleitung in überspitzter Jugendsprache kündigte die „Chefhupen“ an. Ironisch erzählte eine Stimme eine ausgeschmückte Anekdote; umso kontrastreicher fiel dann der Einstieg der Gruppe auf.
Die fünf Jungs um das Dinkelsbühler Urgestein Wolfgang Morenz (Gesang) hatten sich auf harten, aber klaren und strukturierten Schlabbertütenrock konzentriert. Es blieb bei starker Gewichtung der tonumfangreichen Singstimme die Musik nie bloße Begleitung. Am Drumset legte Markus Ambrosi eine flotte abwechslungsreiche Basis mit viel Metall-Einsatz hin. Akzentuierend zupfte Johannes Nebel den Bass – worüber Christoph Kilgenstein auf seiner E-Gitarre sowohl strenge Powerchords als auch hohe Lead-Melodien hinlegte. Dazu harmonierend fügte Pianist Florian Donaubauer einen Hauch von Syntho-Pop zu. Die Fünf konzentrierten sich aber nicht nur auf das Klassische im Genre, sondern brachten Abwechslung mit Einklängen von Funk und überraschenden Tonartwechseln.
Die nach dem Billigbier benannte „hässlichste Band der Welt“, „Fortuna“, stach hervor durch komplizierte Takt- und Tempowechsel, die nicht nur meisterhaft gelangen, sondern auch von Soli zusätzlich erschwert wurden. Das gemeinsame Outfit in Form absichtlich geschmackloser Masken sorgte für Erheiterung im Publikum. Sänger und Rhythmus-Gitarrist Andy Sack bewies über einer sehr dichten Musik seine klare Aussprache. Mit leichtem Growl in den Refrains sang Lead-Gitarrist Dominik Heidinger mit die Texte – eine durchaus passende Ergänzung. Schlagzeuger Raffael Lewczuk haute mit größtmöglicher Lässigekeit einen ebensolchen Beat. Phillip Kranz am Keyboard füllte den ohnehin schon weiten Klang aus. Humor enthielt das letzte Lied. Zwar ruhig-balladesk, dennoch nicht minder kompliziert betrachteten sie sich selbst als typische Vorstadt-Band, bei der, nach Instrumentenwechsel, „alles plötzlich Sinn“ machte.
Als einzige Frau hatte Saskia Helldörfer grundsätzlich keinen schweren Stand. „Breakdown of the Virgin“ präsentierte sich als quirlige Band, deren Musiker sind, so entstand der Eindruck, ein wenig hinter ihrer guten Musik versteckten. Rock, verständliche Texte, und, dank Benjamin Sand, voll ausreichend der einzige Gitarrist, auch nicht ganz so „hart“ wie die vorhergehenden Gruppen. Durchkonzipiert wirkten hier die Stücke, die während der Strophen ruhig, bei den Soli aufgingen und filigran wurden und in den Refrains (mit mehrstimmigen Gesang) eine große Weite entfalteten. Martin Schröpfer spielte am Piano eine zusätzliche Stimme, nicht nur die Harmonien. Die Rhythmus-Session mit Alexander Schmidt am Bass und Kai Ortmann am Schlagzeug sorgte mit ihren Schwerpunktsetzungen zusätzlich für den Ohrwurm-Charakter der Lieder.
„No Taste“, so genannt da die Boygroup um den singenden und Gitarre spielenden Schwaben Patrick Schwefel das Keyboard „wegrationalisiert“ hatte, heizte als letzte Band noch einmal ein. Hier war auch kein „nur ruhiger“ oder „nur lauter“ Sound erkennbar. Einem stilleren, unterhaltendem ersten Lied folgte ein schnelles mit kontrastreichen Kontrapunkten. So spielte Patrick Bollinger am Bass zum teil Gegenläufe zur Gesangsstimme. Kilian Dütsch zeigte Virtuosität auf der Gitarre und wirkte dabei bemerkenswert lässig. Die Drums spielte Sebastian Rotard in immensen Tempo – eine Herausforderung bei einem „Tanzlied“, bei dem sie „viel zählen“ mussten: wechselnde Rhythmen erschwerten das Tanzen und Spielen.
Alles in allem hatten die vier Gruppen eines gemeinsam. Die unterhaltsame Musik, das erfinderische Bühnenprogramm und nicht zuletzt das hohe Niveau ihrer Arbeit. Es macht eben einfach einen Unterschied, ob jemand spielt und die richtige Werbung für sich hat oder ob jemand spielt und auch noch wirkliches Können dahinter steht.
Uli in MAT: Newcomer am 07.02.2007 um 20.47 Uhr
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