Zur Startseite Eck.Dose

Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

Der Blog des Goldseelchen-Verlags

Live:
Livegespräch


Bild: Uli
 (© Eckdose)

Ein Heimspiel der seltenen Art füllte am Samstag das Weingewölbe der Essbar mit groovendem Wohlklang. „Livegespräch“, ein Quartett aus jungen, energiegeladenen ehemaligen Schülern der Berufsfachschule für Musik, begeisterte mit einem fröhlichen Programm aus Funk, House, Jazz und Soul ein anspruchsvolles Publikum.

Vor acht Jahren hatten sich die vier Musiker kennen gelernt. Die musikalische Ausbildung und die gemeinsame Freude an der erfüllenden Leichtigkeit der Funkmusik hatten sie zusammengeführt. Mittlerweile sind alle in unterschiedlichen Städten tätig und engagieren sich jeweils in verschiedenen Bandprojekten. Den außergewöhnlichen Stil von „Livegespräch“ können sie nur gemeinsam finden; so treffen sie sich daher seit zwei Jahren, um angestauter Vorfreude auf das Spielen Platz zu verschaffen.

Dieses Phänomen wirkt sich aus. Keyboarder Martin Kasper aus Nürnberg, der die meisten Stücke verfasst hat, teilt seinen Kollegen die Einfälle mit. Bassist Jürgen Funk aus Aalen und Schlagzeuger Philipp Moser aus Amsterdam legen darunter ihre groovende Basis. Sängerin Maria Schneider, die hauptberuflich Schlagzeug in Berlin spielt, singt mit warmer Altstimme und großer rhythmischer Flexibilität dazu – was dann insgesamt sehr jazzig wird.

In der Hoffnung, dass sich ein wenig mehr als die dreißig Zuhörer noch einfinden würden, verzögerte sich der Beginn des etwa zweistündigen Programms. Der war dann umso schlagkräftiger, als die Rhythm-Session eine Trance-artige Klangkulisse aufzog, in die hinein sich die Elemente des Synthesizersounds und des Gesangs steigernd hineinwoben. Kein Instrument stach störend hervor. Alles war aufeinander abgestimmt; die Musiker spielten zusammen und einfühlend. Pulsierend sorgten die Takte dieses „kleinen Aufwärmers“ dafür, dass die neugierigen Zuhörer auftauten und den Groove ins Blut aufnahmen.

Weil „Liebe manchmal nervt“, folgte als zweites Stück „Not Another Lovesong“, das mit stützenden Bo-Wop-Motiven, einfacher und eingängier Melodie auf einer experimentalistisch anmutenden Begleitung aufbaute. Der Bass trieb an, die Perkussion lag dicht. Fast chaotisch schienen manche Stellen, doch war das bewusst so und vermittelte eine Lebendigkeit, die ankam und um sich griff.

Vieldimensional wirkte das Arrangement der „Weltpremiere“ „If I Would“. Was dem Keyboarder am selben Tag nach dem Aufstehen eingefallen war, wurde ausgereift und überzeugend dem Publikum serviert. Besonders hier kam deutlich hervor, wie gut die Vier sich zusammenfügen. Philipp Moser zog mit Besen und Sticks am Schlagzeug alle Register, während Jürgen Funk den Tieftöner auf sanfte, aber doch satte Begleitungsebene senkte. Ein „Teppich“ aus Hi-Hat und Keyboardklängen lag dazwischen. Maria Schneider sang vielstimmig – dank eingespielten Loops und dem Hintergrundgesang Martin Kaspers.

Mal wurde es schneller, Mal langsamer. Die Stücke reihten sich abwechslungsreich hintereinander. Langeweile oder Monotonie konnte da, trotz minimaler Instrumentenbesetzung, nicht aufkommen. Alle sind Meister ihres Fachs und nutzten die verschiedensten Techniken und Mittel, um auszuprobieren und zu überraschen, ohne zu verstören. Mal waren es schnelle Sechzehntel, mal mit Leichtigkeit angeschlagene Synkopen, mal aushaltende, sphärisch-schwebende Akkorde, die Kasper zum Aufbau der Lieder anwendete. Unterschiedliche Klangfärbungen wirkten, als seien andere Instrumente vertreten gewesen. Ebenso wie er setzte Jürgen Funk die elektronischen Effekte nicht zum Trumpfen, sondern zum Ergänzen und Färben ein. Sein rollendes Bassspiel hatte etwas Leichtes an sich. Getragen von der Akustik des Gewölbes tauchte er in die Lieder tragende Melodieabschnitte oder begleitende Walking-Bass-Läufe hinein.

Wechsel in der Dynamik, Herumreichen der führenden Stimmen, Klarheit umrandet mit sanften Reibungen und die Anleihe bei anderen passenden Musikrichtungen, wie bei Rock oder Klubmusik machten „Livegespräch“ so besonders. Sanfte Balladen wie „What A Day“, wo sich Maria Schneider sanft und dünn in Sopranhöhe singend alleine von den Tasten begleiten lässt, um dann im Verlauf des Liedes über der einfühlsamen Basis von Drums und Bass voll aufzugehen, wechselten mit fetzigen „Abgestücken“. „Kapern Bitte“ oder „I don’t Wanna Love You Anymore“ sind solche Kompositionen, wo „Livegespräch” in die Vollen ging. Vokalisches Schlagzeugsolo enthielt letztere – eine ähnlich kreative Idee wie das Instrumentalstück „Udu“ nach der Pause, das jammend den zweiten Teil mit großartigen Titeln einleitete, wie der Hommage an Dinkelsbühl, „Heimat“, dem 5/4-Takt-Klassiker „You’ve Changed“ oder der Schmuse-Ballade „You Don’t Care“. Der Impuls ging über: als das Programm vorbei war, durften die vier Funk-Künstler nach langem Applaus noch zwei Zugaben spielen.

Uli in MAT: Newcomer am 25.03.2008 um 13.06 Uhr

Werkzeuge:  |  

Auch ansehen:

Kommentar verfassen

 

Damit wir auch wissen, dass Du ein Mensch bist, musst Du unten in das Feld „Sicherheits-Code“ bitte noch die Buchstaben oder Zahlen aus dem Bild links abtippen.

Die Felder mit * sind verpflichtend.

Datenschutz-Hinweis: Alle Daten, die in dieses Formular eingetragen werden, können auf dieser Seite als Einträge angezeigt werden. Zusätzlich werden IP-Adresse und Zeitpunkt der Übermittlung in einer Datenbank gespeichert, um im Falle strafrechtlich relevanter Eintragungen die Herkunft nachweisen zu können.