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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Keine Angst vor Virginia Woolf...


Foto: © Eckdose

Ironisch und mit viel schwarzem Humor beginnt das Stück, dass das Landestheater Dinkelsbühl diese Woche im Schrannensaal inszenierte. George und Martha sind ein langjährig verheiratetes Paar. Sie kommen spät nachts von einer Feier nach Hause als er von ihr erfährt, dass sie in Kürze Gäste empfangen werden. Ein Streit entbrennt, bei dem die Beiden sich regelmäßig die Gläser mit Rum, Cognac oder Ähnlichen auffüllen.

Als die Gäste ankommen, ist die Stimmung gespielt heiter, man simuliert ihnen ein scheinbar sorgenloses Leben und die Lust am Feiern. Doch mehr und mehr vergessen sich Martha und George und sie beginnen die Schwächen des anderen vor den Gästen darzulegen und kräftig in den Wunden zu bohren. Das junge Pärchen fühlt sich redlich unwohl in dieser Situation und wird immer wieder am Gehen gehindert, bis sie irgendwann in das Geschehen hineingezogen werden. Zunächst macht sich Martha über die Memoiren ihres Mannes lustig, dieser beschließt daraufhin sich zu rächen: an ihr und den Gästen, Honey und Nick. Er offenbart die Dinge, die er im Rausch erzählt bekam und macht so dem armen Mäuschen Honey klar, dass sie ihr Ehegatte heute genauso benutzt, wie es früher ihr Vater tat und sie lediglich zu naiv war, um es zu merken. Ein bitterböser Schlag, doch Georges Wut reicht zu mehr, denn er will sich auch an seiner Martha rächen, weshalb er ihren gemeinsamen, fiktiven Sohn bei einem Autounfall sterben lässt. „Ermordet“, das schlimmste was er ihr antun konnte.

Das Stück endet mit vier unzufriedenen, traurigen, bloßgestellten Personen und einem Publikum, dass ein komisches Gefühl im Magen und im Kopf nach Hause trägt.

Dargestellt war das ganze mit vier wirklich wunderbaren Schauspielern, denen man hiermit nur ein Lob aussprechen kann. Leider besitzt besonders die zweite Hälfte der Inszenierung einige Längen, und einen derartig negativen, streitlustigen und aggressiven Flair, dass man am Ende beinahe eingeschüchtert seinen Platz verlässt. Die beiden Beziehungen scheitern, beide an den Normen die ihnen die Gesellschaft aufbürdet, an die sie sich nur schwer halten können und was der Grund ist für ihre ständige Unzufriedenheit mit sich selbst und vor allem mit dem Partner. Ihre Vorwürfe spiegeln direkt wieder, was man sich vorstellt unter „einer perfekten Beziehung“, und was bei ihnen dafür fehlt.

Simpel der Schauort, ein Wohnzimmer mit Bar, im ganzen Stück nur die Farben weiß, schwarz und cognac und ein Mäuschen, das in ihrem grauen Glitzerkleid zwar dazu passt aber dennoch aus dem Rahmen fällt. Das tut sie auch im ganzen Stück, während alle anderen die Möglichkeit besitzen Angreifer zu spielen, bleibt sie in jeglicher Situation Opfer, besonders von ihrer eigenen Naivität.

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? – Vor dem was nicht der Norm entspricht und was in der Gesellschaft nicht anerkannt ist?

KnuschbiSchnitzel in MAT: Events am 12.01.2008 um 15.10 Uhr

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