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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Wie ich zu einem veganen Einkaufswagen kam (Teil 1)
Gelegentlich werde ich gefragt, weshalb ich mich seit drei Jahren vegan ernähre. Das sind kritische Momente. Um nicht weniger scheint es zu gehen als um die Werte des Lebens.
Schon bevor ich den Mund aufmache, spüre ich, dass meine Antwort jetzt um Himmels willen bloß nicht so ausfallen darf, dass mein Gegenüber sich dadurch in seiner eigenen Lebensweise kritisiert fühlen könnte. Deshalb katapultiert allein schon die Frage danach, weshalb ich vegan esse, eine greifbare Spannung in den Raum. Die Frage hat etwas Inquisitorisches. So als könne man nur falsch antworten, weil das Feuer eh gleich lodern wird. Dann antworte ich tatsächlich und in der Regel sind die Fragenden dann mehr als verblüfft. Denn ich greife nicht in die Leid-der-Tiere-Schublade, sondern sage ganz nüchtern: „Weil es so unglaublich einfach geworden ist.“
Tatsächlich habe ich vor etwa zwanzig Jahren schon einmal den Versuch gewagt, von vegetarisch auf vegan umzusteigen. Da war es eben nicht so einfach. Im Restaurant gab es grundsächlich nur genau eine und zwar vegetarische Fleisch-Alternative. Nudeln mit Pilzsoße waren das in meiner schwäbischen Heimat. Nudeln mit Pilzen und mit extra viel Sahne in der Soße, weil die Küchenprofis der Meinung waren, dass man ohne Fleisch nicht satt werden könne. Ein schmackhaftes Argument für Fleischgewohnte, von ihren Gewohnheiten zu lassen, war das nicht gerade. Mitleidende Blicke waren die Folge. Im Supermarkt sah es ähnlich alternativlos aus. Vegane Aufstriche fand man nur im Reformhaus. Teuer war das außerdem. Wenn man zum Grillen eingeladen war, konnte man nicht einfach seine „Extra-Wurst“, die nicht so heißen darf, mitbringen, denn es gab keine. Weil weder der Markt darauf eingestellt war noch hinreichend Wissen verbreitet, habe ich schon nach kurzer Zeit Mangelerscheinungen entwickelt. Für mich war „vegan“ deshalb damals ein Experiment von wenigen Wochen und bald schon aß ich wieder vegetarisch.
In den letzten zwanzig Jahren hat der Markt nicht vor sich hingemerkelt. Auf die steigende Nachfrage hat er reagiert. Vegan ist inzwischen überall: im Restaurant, in der Mensa, im Discounter. Teurer ist das nicht. Auch Wissen und Nahrungsergänzungsmittel sind überall vorhanden. So wurde unser Kühlschrank nicht von heute auf morgen vegan, etwa weil wir eines Tages eine Doku über die Qualhaltung der Hennen gesehen hätten. Nicht dass das kein hinreichender Grund wäre. Teilweise an geltendem EU-Recht vorbei sind Hennen immer noch eine Gruppe schwer Leidtragender, insbesondere wenn ihre Eier in Fertigprodukten wie Keksen versteckt sind, wo selbst viele derer, die sonst Bio-Eier kaufen, nicht genau hinschauen. Aber unser Haushalt ist eben nicht plötzlich, sondern schleichend vegan geworden. Parallel zu den Marktentwicklungen wurde „vegan“ für uns Alltag.
sophie in Lebenskunde am 16.01.2024 um 20.03 Uhr
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