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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

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Die Seligkeit-in-jedes-Haus-Nummer

Liebe Leserin, lieber Leser,
gesegnete Weihnachten wünschen wir Dir!

Hier gibt es die ersten zwei Kapitel unserer diesjährigen Weihnachtsgeschichte.

Prolog im Himmel

Wie jedes Jahr begab es sich, dass die Engelsfürsten kamen und vor den Herrn traten. Es war seit Jahrtausenden der immer gleiche Appell. Nacheinander wurden die Boten des Herrn an den Lostopf gebeten. Der Lostopf war tatsächlich ein Topf. Ein so richtig alter Topf aus Ton. Zwischenzeitlich hatte der Herr ihn an den Propheten Elia als Requisite verliehen. Ansonsten stand der Topf immer genau in der Mitte des Garten Edens, da wo die vier Flüsse entspringen. Für die Jahreshauptversammlung ließ der Herr seinen Thron daneben stellen. Die Cheruben flatterten posaunend um ihn herum und gingen mit ihrem wichtigen Getue allen anderen Himmelsgestalten gehörig auf den Keks.

Im Topf lagen so viele Zettel wie es Engel gab. Ein bisschen doof war, dass immer die Erzengel, die den Garten bewachten, auch Lose ziehen mussten. Damit der Garten nicht so lange unbewacht blieb, zogen die immer als erste. Sie zogen auch immer dasselbe: „Bewache den Garten Eden“. Dass das mit dem Loseziehen sowieso geschoben war, das war aber eh allen klar. Sonst hätte nämlich der Satan auch mal Kaninchen vorm Ertrinken retten müssen, Blitzschläge verhindert oder einem Politiker eine gute Rede eingegeben.

Jeder Engel zog mit einem Los eine wichtige Aufgabe. Oder er zog eine Niete und musste bis zum nächsten Jahr „Hosianna“ singen. Das wurde dann von allen anderen immer mit einem großen „Ooooh“ bemitleidet. Manche Nietenzieher versuchten sich mit Ausreden, sie seien heiser. Aber der Herr weiß alles und sieht alles. Es war also aussichtslos. Und so springen wir zurück in die Schlange der Engel, die nacheinander von einer glockenklaren Stimme an den Topf gerufen werden.

„Humilitas“, ertönte es. Humilitas schlappte nach vorne und zog sich ein Los: „Bringe fünf hochmütigen Herrschern etwas Demut bei. Sei kreativ: Du kannst zum Beispiel in den USA beginnen.“ Humilitas verdrehte die Augen: „Was ist denn an den USA bitte kreativ? Das klappt doch nie!“

„Charitas“, sagte die Stimme. Charitas ahnte nichts Gutes. Widerwillig las sie: „Führe das UN-Hungerhilfswerk im Südsudan zum Erfolg.“ – „Wie soll ich das denn jetzt bitte machen? Ich war doch mit der Aktion in Bangladesh vom letzten Jahr noch gar nicht fertig!“, empörte sie sich. „Gestänkert wird hier nicht“, säuselte einer der Cheruben in besonders liebenswürdigem Tonfall und trötete mit seiner Posaune der Charitas direkt ins Ohr.

„Patientia“, klang der nächste Name. Geduldig schritt ein kerzengerader Engel zum Topf und faltete seelenruhig sein Los auf: „Geh zu den Kleingläubigen, die denken, dass ihre Gebete nicht erhört werden. Bewahre sie davor, vom Glauben abzufallen.“ – „Kommt Zeit, kommt Rat. Mir wird schon was einfallen.“ Diese Antwort hatten alle erwartet. Patientia war für ihre Engelsgeduld bekannt.

In der Schlange weiter hinten unterhielt sich Beatitudo mit seinem besten Freund Fortitudo. Sie kamen immer relativ spät an die Reihe. „Ich warte noch drauf, bis eines Tages jemand zieht ‚Gehe nicht über Los, ziehe nicht 4000 Mark ein‘“, witzelte Beatitudo. „Euro, du meinst wohl Euro“, korrigierte Fortitudo, der resistent gegenüber Humor war, dafür aber besonders forsch und vorwitzig. „Wenn ich das ziehen würde, würde ich da überhaupt trotzdem drübergehen.“

Und da sagte die glasklare Stimme auch schon: „Beatitudo“.

„Toi-toi-toi“, gab Fortitudo ihm mit auf den Weg und klopfte ihm auf die Schulter. „Was ist mit mir?“, fragte der Satan von weiter hinten. Er fühlte sich immer wieder angesprochen, obwohl eh nie jemand mit ihm sprach. Sein Job bestand nämlich jedes Jahr aufs Neue darin, den Auftrag aller anderen wo es nur ging zu sabotieren.

Beatitudo las auf seinem Zettel wieder nicht: „Gehe nicht über Los…“. Dafür zog er einmal mehr: „Sorge in 11748 Familien dafür, dass der Haussegen wieder gerade hängt.“ – „Letztes Jahr waren es noch 11567!“, maulte er. „Ja, aber der demographische Wandel ist miteingerechnet“, sagte die Glockenstimme – „Ha. Ha. Genau.“

Der Dackel Dierk

Vor einer pulsierenden Gaseinzelofen in einer Küche im dritten Stock liegt Dierk mit durchhängendem Bauch auf seinem Flickenteppich. Er hat seine Schnauze auf eine graue Pantoffel gebettet. Seine Schlappohren hat er ganz eng an den Kopf gezogen, denn ein wummerndes Dröhnen dringt von der offenstehenden Wohnzimmertüre her. Letzte Woche musste er das Ding, das jetzt wummert, in einem schrecklichen Kaufhaus mit Rolltreppe holen. Rolltreppen waren furchtbar. Bei Magda musste er nie Rolltreppe gehen.

Bei Magda war überhaupt alles besser. Sie hatte nur ein summendes Radio in der Küche gehabt. Sie war dann immer am Küchentisch gesessen, und er lag auf seinem Flickenteppich und ließ sich ab und an zwischen den Ohren kraulen.

Aber Magda war vor ein paar Wochen einfach nicht mehr zum Gassigehen aufgestanden. Und dann kamen zwei Männer und trugen sie in einer Kiste weg. Die zwei Männer rochen ganz komisch. Allein deshalb hatte Dierk sie von Anfang an nicht leiden können und sie angebellt, schon als er sie von draußen die Treppe hochkommen hörte. Er war sogar knurrend an einem Hosenbein hochgesprungen. Aber dann hatte ihn Larissa, die kurz darauf bei ihm in die Wohnung einzog, heimtückisch mit einem Leckerli in die Küche gelockt, sodass er seine Magda nicht mehr vor den Männern bewachen konnte. Wie konnte das denn passieren? Dierk wusste genau, wie das passieren konnte und seine Lefzen zuckten verräterisch, als er sich an den Geschmack des Hundekekses erinnerte. Deshalb war sein schlechtes Gewissen umso größer und er hatte seitdem auch kaum noch was gegessen.

Es war ja nicht so, dass er Larissa grundsätzlich nicht mochte. Schließlich kannte er sie schon von Anfang an. Damals als er noch bei seiner Dackelmama war und die anderen Dackelkinder – jetzt bloß nicht sentimental werden! – damals also, als er als Jagdhund bei Magda eingestellt wurde, war Magdas Enkelin Larissa dabei. Und weil Larissa mal ein Meerschweinchen gehabt hatte und weil Meerschweinchen nicht so lange leben und weil das Meerschweinchen deshalb da schon gestorben war, hatte man Dierk den Namen Dierk vererbt. Das Meerschweinchen hatte nämlich auch Dierk geheißen. Dierk war nicht besonders stolz auf diese Geschichte. Wer will schon nach einem Meerschweinchen benannt werden! Und das noch als Jagdhund! Gut, dass das die andern im Viertel nicht wussten. Die machten sich sowieso schon immer lustig. Dierk war nämlich ein Kurzhaardackel. Die anderen waren Rauhaardackel und bellten immer wie die ganz Harten. Deswegen pinkelte Dierk denen auch immer besonders gerne an die Ecke.

Aber was er an Larissa eben nicht mochte, war, dass sie nicht verhindert hatte, dass man Magda abholt. Nein, das hatte sie nicht! Und sie hatte ihn, Dierk, auch noch hinters Licht geführt, wo sie genau wusste, wie gerne er Leckerlis mochte. Das war nicht in Ordnung, fand Dierk und knautschte seine Pantoffel. Die war noch von Magda. Die hatten sie ihm nicht wegnehmen können. Er hatte sie verteidigt und unter der Kommode versteckt. Die Kommode war wohl sowas wie Dierk. Ein Erbstück. Deshalb durfte die dann auch bleiben, als Larissa einzog. Obwohl die ganz viel neue Sachen mitgebracht hatte. Auch so ein Hundebett im Schlafzimmer. Das war eigentlich ganz bequem. Aber Dierk wollte das nicht zugeben und deshalb lag er immer noch auf seinem alten Flickenteppich vor der pulsierenden Gasheizung in der Küche.

Was Larissa auch noch mitgebracht hatte, war der Schnösel. Es gibt drei Gründe, weshalb Dackel einen Menschen nicht leiden können, wusste Dierk. Der erste Grund: Der Mensch hat den Dackel geärgert. Der andere Grund: Der Dackel kann den Menschen nicht riechen. Und so war das bei Henning. Es hatte von Anfang an einfach nicht gepasst. Und Henning trug nicht unbedingt zum Verhältnis bei, indem er jeden Morgen am Waschbecken stand und sich einnebelte – während Dierk darauf wartete, dass jemand mit ihm vor die Tür ging.

Die Strategie

Es war ja nicht so, dass Beatitudo Neuling im Geschäft gewesen wäre.

...




Die vollständige Geschichte war nur über Weihnachten online. Wenn es sie dann als Buch gibt, kannst Du sie gerne kaufen, um sie komplett zu lesen.


Uli und sophie in Literatur am 24.12.2018 um 17.16 Uhr

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