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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Warum alles gegen Palmöl spricht

Fett weg!

Adventszeit ist Lebkuchenzeit. Und gerne esse ich dabei echte Nürnberger Lebkuchen. Edle Gewürze und Früchte sind darin verarbeitet, feine Schokolade für die Glasuren verwendet. Und auf jeder Packung von Lebkuchen Schmidt, die ich in die Hand nehme, steht dabei in der Zutatenliste Palmöl. Palmöl kommt nicht aus dem Knoblauchsland, dem Gemüseanbaugebiet vor den Toren Nürnbergs. Palmöl kommt aus Südostasien.

In Bezug auf Lebensmittel muss Globalisierung gar nicht so schlecht sein: Ohne Amerika hätten wir keine Tomaten, keine Paprika. Ohne Asien gäb es Kürbis nicht. Und ohne die jungsteinzeitliche Revolution aus dem Nahen Osten wären Getreide und Hülsenfrüchte niemals über Anatolien hinaus angebaut worden.

Was die Vorteile auch im Blick auf ökologisch verträglichere Lebensweisen bieten, wird von den Nachteilen übersteigert. Umweltschutz- und soziale Organisationen berichten oft und immer stärker über die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur. Ein besonders schlimmes Beispiel ist tatsächlich das Palmöl in meinen Lebkuchen.

Anders als der weit verbreitete Irrtum ist Palmöl bzw. Palmfett nicht das Fett, das aus Kokosnüssen gewonnen wird. Die Substanz aus Kokosnüssen heißt Kokosöl bzw. Kokosfett. Die Ölpalme hat zwetschgengroße, orangefarbene Früchte, deren Fruchtfleisch sehr fetthaltig ist. Auch der Kern ist ölhaltig – das daraus gepresste Öl ist Palmkernöl.

In der Lebensmittelherstellung hat das Fett seine Vorteile: Es ist geschmacksneutral, nicht so allergen wie etwa Erdnuss- oder Walnussöl. Vor allem aber ist es billig. Vermutlich weil ein Palmenbaum an Exotik, Südsee, Kokosnuss denken lässt, klingt Palmöl an sich nicht so verrucht, wie es ist.

Palmöl ist schlecht. Es hat eigentlich in gar keinem Produkt unserer Supermärkte etwas verloren, ist dort aber mit steigender Tendenz in jedem zweiten Produkt enthalten, wie der WWF schreibt. Omas riesiger Fettvorrat namens Biskin ist Palmfett. Die meiste Margarine enthält Palmöl. Palmöl steckt darüber hinaus auch in meinen Lebkuchen, in Waschmitteln, Süßgebäck, Seife, salzigen Knabbereien, Fertiggerichten, Schokoriegeln. Es wird sogar für Kaugummis, Brot oder Dieselkraftstoff verwendet.

Schon vor Jahren machte Greenpeace mit Kampagnen exemplarisch darauf aufmerksam, dass man indirekt am Tod von Orang-Utans mitschuldig wird, wenn man Bountyriegel verzehrt. Für die Plantagen der Ölpalmen brennen die Bauern in Indonesien und Nachbarländern den Regenwald ab. Der Rauch schadet der Atmosphäre, die Bäume fehlen dem Klima und die Waldtiere werden kaltblütig umgebracht. Seit 1990 ist die Regenwaldfläche in Indonesien für unser billiges Öl um ein Viertel zurückgegangen!

Weil kein Konzern als Mörder von Orang-Utan oder Sumatra-Tigern am Pranger stehen wollte, verkündete z.B. der große Palmöl-Händler Wilmar International im Jahr 2013, dass man konsequent gegen Entwaldung und die Zerstörung von Torfmooren vorgehen wolle und keine Arbeitskräfte mehr ausbeuten wolle. Greenpeace hat auf Satellitenaufnahmen geschaut und gesehen, dass die Regenwälder munter weiter zerstört werden.

Die Selbstverpflichtung war für den Papierkorb. Sie sollte vor allem unser Gewissen beruhigen und das Image der Konzerne aufpolieren. Mittlerweile ist bekannt, dass Wilmar beispielweise keine Ahnung hat, woher das weiter verkaufte Palmöl kommt.

Um mich nicht mitschuldig zu machen, kann ich als Konsumentin oder Konsument in Deutschland auf verschiedene Weise handeln:

Es reicht nicht, dass sich Orang-Utans selbst den Planierbaggern in den Weg stellen. Greenpeace mag zwar radikal im Auftreten sein, doch hat auch Erfolg damit. In Großbritannien hat es eine Supermarktkette davon überzeugt, sämtliche Produkte mit Palmöl aus dem Sortiment zu nehmen. Darum kann ich Umweltschutzorganisationen wie WWF, Greenpeace oder Robin Wood mit einer Spende unterstützen.

Wer die Inhalte eines Produkts auf der Verpackung liest, der erkennt schnell die Reizworte „Palm“ oder „Pflanzliches Öl“, manche Begriffe leider etwas schwerer. Selbst Bio-Produkte sind keine Alternative, wenn sie Palmfett enthalten – die Fläche der Bioplantage wurde ebenfalls einmal gerodet. Und auch beim Waschmittel sollte man aufpassen. Mit einem Komplettboykott von Palmöl-haltigen Produkten kann ich dafür sorgen, dass meine Nahrung und Kosmetik nachhaltiger zusammengesetzt werden.

Die Lebkuchen von Lebkuchen Schmidt werde ich jedenfalls erst wieder kaufen, wenn sie kein Palmöl (und auch kein anderes unverträgliches Öl) mehr enthalten. Bis dahin esse ich lieber ein paar regionale Äpfel oder backe meine Plätzchen selbst – entweder ganz ohne Fett oder z.B. mit regionalem Sonnenblumen- oder Distelöl.

Uli in Lebenskunde am 16.12.2018 um 20.01 Uhr

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