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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Predigt zum Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten
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Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der schon mal ein Kind gesehen hat, das sich die Augen zuhält. Es hält sich die Augen zu und sagt: „Du kannst mich jetzt nicht mehr sehen.“ Natürlich kann ich das Kind noch sehen. Aber das Kind sieht mich nicht mehr. Das Kind sieht nur, was es selbst sehen kann. Und wenn es sich die Augen zuhält, sieht es eben nichts.
So ähnlich kann das ja auch mit Gott sein. Wenn ich Gott nicht sehen kann, dann heißt das nicht, dass ich weg bin oder dass Gott weg wäre. Schon gar nicht heißt das, dass Gott mich nicht sieht, nur weil ich ihn nicht sehe.
Genau! Wir müssen also unterscheiden: Zum einen sind da wir Menschen und sehen das, was Menschen sehen können. Zum anderen ist da Gott, der sieht mehr, der sieht mich. Ich kann also nicht sagen, dass Gott nicht da wäre oder dass er mich vergessen hätte.
Jetzt hat Jesus aber dennoch versprochen: „Ihr aber sollt mich sehen.“ Hat er geflunkert, damit wir nicht so traurig sind?
Ich glaube, nicht. Er hat wie immer die Wahrheit gesagt.
Stellen wir uns zwei Menschen vor, die sich lieben. Sie wissen, dass es die Liebe gibt. Sie können die Liebe aber nie sehen. Sie sehen sich. Wenn einer der zwei Menschen jetzt an einen anderen Ort geht, dann ist er weg. Der andere kann ihn jetzt nicht mehr sehen. Ist deshalb die Liebe weg?
Nein, natürlich nicht! Die Liebe hat nichts damit zu tun, ob der andere mit mir im selben Raum ist – ob ich ihn also direkt sehen kann oder direkt hören kann. Auch, wenn ich ihn nicht direkt sehen oder hören kann, weiß ich, dass er mich liebt.
Das gilt auch für die Liebe Gottes zu uns Menschen. In Jesus Christus hat sich die Liebe Gottes uns Menschen gezeigt. Aber sie hört nicht an dem Tag auf, als Jesus in den Himmel zurückkehrte.
Natürlich ist es schöner, wenn man den, den man liebt, auch wirklich sehen und spüren kann. Wer zurückgelassen wird, ist traurig. Auch wenn er nicht an der Liebe zweifelt.
Deshalb versprach Jesus: „Der Vater … wird euch einen anderen Tröster geben.“ Diesen Tröster kennen wir als Heiligen Geist. Der hatte nie einen Körper wie ihn Jesus Christus hatte. Trotzdem bewirkt er mehr als alles, was wir sehen oder hören können. Er hilft uns, geduldig zu sein, wie wir in der Schriftlesung gehört haben. Er hilft uns, auszuharren, wie wir im Psalm gebetet haben. Er hilft uns, zu hören, was Gott uns sagt, wie wir gemeinsam gesungen haben.
Und wenn wir dennoch zweifeln, weil wir nichts sehen oder nichts hören oder jetzt gerade nichts sehen oder jetzt gerade nichts hören, dann gilt immer noch: Gott sieht uns und hört uns.
„Du bist ein Gott, der mich sieht“, sagte Hagar voller Vertrauen. Sie sah keinen Ausweg mehr, aber sie wusste, dass Gott sie sieht und hört.
Gott ist ein Gott, der uns sieht.
Amen.
Uli und sophie in st.eckdose am 13.05.2018 um 13.57 Uhr
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