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Wahrheit angesichts der Religionen

Wie durch ein buntes Glas

Frage des Unglaubenden: Warum gibt es so viele Religionen, wenn es nur einen Gott geben soll?

Der Glaube an einen Gott in einer bestimmten Religion fällt einem unsicheren Menschen schwer. Weil man heute weiß, dass Menschen unterschiedliche Wahrheiten kennen, auf unterschiedliche Weise mit der Transzendenz umgehen, ist das eigene Hadern mit dem Glauben fast eine Nebensache. Bei so vielen Wahrheiten, das könnte mancher folgern, habe am Ende gar keine Bestand.

Die Vielfalt der Religionen

Und der Unglaubende weiß, dass die vielen Religionen auch Ausdruck der vielen Kulturen sind. Vielleicht weiß er auch, dass Gottesvorstellungen ganz oft sehr menschliche Antlitze haben. So erklärt sich für den Zweifler ganz leicht, warum Glaubende Gott oder Religion kennen: Sie brauchen Gott, sie brauchen die Religion. Darum hätten die Glaubenden Gott nach ihrem menschlichen Bilde erfunden. Wer das erkannt habe, könne sich losmachen vom Komplex der Religion und sich selbst erheben, so die Jahrhunderte alte Theorie der Agnostiker.

Zum Leid für den Unglaubenden haben die meisten Glaubenden weder ihre Religion noch ihre Gottheit(en) erfunden. Auch ihre Vorfahren oder Religionsgründer haben meist die Gottheit(en) nicht erfunden. Wäre dem so, würden sich auch wahrhaft Glaubende davon überzeugen lassen und damit leben wollen, dass sie einen Mangel hätten, den sie kompensieren müssten.

Glaube als Teil des Wesens

Glaube ist das höhere Wissen um Wahrheiten, die mit der persönlichen Erfahrung erkannt, dem Verstand bewusst und dem Gefühl erlebbar sind. Von Glaube wird gesprochen, weil die ureigene Überzeugung, das Wesen des Menschen unmittelbar betroffen ist. Empirisches oder beweisbares Wissen dagegen ist an der Oberfläche, kann sich ändern und vergessen werden. Wissen trifft nicht den Kern. Der wahre Glaube lässt sich durch keinen Erweis erschüttern: er hat Bestand.

Weil der Glaube Teil des Wesens ist, hat der glaubende Mensch auch keinen Mangel. Im Gegenteil: Würde er seinen Glauben ablegen, wäre der Mensch unwesentlich. Weil ein unwesentlicher Mensch aber kein Mensch ist, so kann er seinen Glauben auch nicht ablegen.

Der überzeugte Unglaube ist dem Glauben insofern verwandt, als er seinen Ort ebenfalls im Wesenskern des Menschen hat. Auch der Unglaubende lässt sich nicht durch Beweise überzeugen. Auch der Unglaubende kann und will nicht unwesentlich werden, deswegen redet er sich auch ein, dass Glaubende Mangelwesen seien.

Warum aber gibt es so viele Religionen, wenn es nur einen Gott geben soll?

Der unterschiedliche Blick auf Gott

Gott als Ursprung aller Dinge und höchstem Wesen könnte man mit der Sonne vergleichen. In diesem Gleichnis scheinen die Sonnenstrahlen durch ein buntes Kirchenfenster: Die Lichtflecken auf dem Boden haben alle unterschiedliche Farben. Sie sind auch keine Strahlen mehr, doch sie sind alle Ausdruck der einen Sonne. Die Kirchenfenster könnten für verschiedene Religionen mit ihrem unterschiedlichen Blick auf die Wahrheit stehen.

Auf einzelne Menschen bezogen lassen sich die Kirchenfenster durch Sonnenbrillen ersetzen. Ohne Sonnenbrille blendet die Sonne. Der Mensch kann nicht lange in die Nähe der Sonne blicken. Jede Brille ermöglicht einen leicht unterschiedlichen Blick auf das Licht, jeder sieht die Welt leicht anders gefärbt.

Doch um die Färbung des Lichts zu sehen, genügt es nicht, sich von seinen Mitmenschen die Färbung beschreiben zu lassen und dann darauf zu schließen, dass bei so vielen Färbungen gar kein Licht existieren könne. Wer nicht selbst eine Sonnenbrille aufsetzt, wer nicht selbst zum Licht blickt, kann das Licht auch nicht erkennen.

Darum erst stellt der Unglaubende die Frage nach den vielen Religionen. Anstatt selbst nach Gott zu suchen, sich der Stütze einer Religion zu bedienen, sieht er nur auf seine Mitmenschen. Er sieht, dass diese etwas sehen, was er nicht sieht.

Uli in Philosophie am 28.09.2014 um 11.31 Uhr

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