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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
James Bond gegen den Antibond
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Zu Beginn des Filmes wird Bond bewusst geopfert, sein Tod in Kauf genommen. Obwohl Bond von M in Stich gelassen worden war, ist er umso mehr bereit, für seine Organisation zu kämpfen. Er sträubt sich sogar gegen die Vorschläge, in den Ruhestand zu gehen. Als gäbe es einen Plan, in dem er als Retter vorkomme.
Der Antibond
Raoul Silva ist die Bedrohung, die aus dem Schatten kämpft. Er ist der gefallene Agent, der sich von Kaltblütigkeit und verletztem Stolz leiten lässt. Weil Silva von M in Stich gelassen worden war, um sechs andere Agenten zu retten, führt er seinen Privatkampf gegen den britischen Auslandsgeheimdienst. Wen er nicht braucht, bringt er um. Seine Ziele sind seltsam diffus. Eine fast biblische Chaosmacht. Er lehnt sich gegen das auf, was ihn schuf.
Immer ein kleines Stück voraus ist der Widersacher sowohl Bond als auch dem Zuschauer. Sämtliche Aktionen und Anschläge, die Silva durchführt, sind lange im Voraus geplant. Selbst seine Verhaftungen sind Teil des Planes. Sobald das Gefühl auftritt, das Böse sei besiegt, erkennt sich der Sieger doch nur als zappelnder Gefangener in einem teuflischen Netz. Silva wirkt übermenschlich, so widernatürlich und detailliert sind seine Pläne.
Bond ist nicht da, der Raum ist leer
Zutiefst emotional gibt sich Silva, wenn er „Mutter“ M gegenüber steht. Die religiöse Größe dieser Mutterfigur wird nicht zuletzt beim Endkampf in einer dunklen Kapelle deutlich. Die Kapelle steht inmitten eines Friedhofs, wirkt wie eine Gruft. Bond ist nicht da, der Raum ist leer. Silva tritt ein. Er will M dazu nötigen, ihrem und seinem Leben gleichzeitig ein Ende zu setzen.
In letzter Sekunde taucht der Held auf, beseitigt den Anti-Bond. In seinen starken Armen haucht M ihre letzten Worte, sie habe nicht alles falsch gemacht. Die Bildeinstellung zeigt das Pieta-Motiv in vertauschten Rollen.
Gar kein Held
Die Erwartung vom Held wäre gewesen, andere zu retten.
Der Bösewicht wird im Moment seines Freitodes getötet. Lockvogel M, die es zu retten galt, rafft eine blutende Schusswunde dahin. Der einzige, der gerettet wird, ist der vermeintliche Retter selbst.
Nicht einmal für religöse Botschaften hält er her.
Bond ist kein Superheld. Er ist gar kein Held.
Die Regie hat sich dafür entschieden, ihn weiter leben zu lassen. Die Hauptfigur für alle anderen sterben zu lassen, kommt beim Publikum einfach nicht so gut an.
Uli in Kunstkultur am 19.11.2012 um 18.47 Uhr
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