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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Die Damen in der Nachbarschaft genau beobachtet
Um die Ecke liegt ein kleiner Garten. Umfriedet von einem grobmaschigen Zaun drängt sich die Grünfläche an die Scheune. Das Kleinidyll ländlicher Vergangenheit sieht man, wenn man den Weg von der Dorfstraße in Richtung Wald abbiegt. Rechts des Weges sind die Obstwiesen mit schnuckeligen Einfamilienhäusern bepflanzt. Die bringen dem Bauern zwar nur einmal etwas ein, doch reicht das dann, damit der seinen Schwiegersöhnen schnuckelige Einfamilienhäuser auf der anderen Straßenseite spendieren kann.
Zurück zum Garten links des Weges. Wer am Garten mit rotem Auto und offenem Fenster vorüber fährt, kann hören, wie sich die Gänse schnatternd beschweren. Rot ist so eine Farbe, die geht gar nicht. Erst recht nicht zu dieser Saison. Die Grünfläche bewohnen zwei Gänse, vier weibliche Hühner – im Volksmund ganz trefflich auch „Hennen“ genannt –, ein frei fliegender Spatz sowie zwei Ziegen, die täglich um achtzehn Uhr heimtückisch mittels einer Heugabel voll frisch gemähtem Gras in die Scheune gelockt werden, in der sie beklagenswert eingesperrt ihr nächtliches Dasein bis morgens um halb acht Uhr fristen müssen.
Einem häufigen Spaziergänger wird schnell die Tatsache bewusst, dass unter den Tieren eine gewisse Reihenfolge besteht. Anders als zu vermuten, steht der einzige Mann nicht an der Spitze des Systems. Der Spatz ist nämlich nur vorübergehend anwesend. Meistens wurde er während der Zeit beobachtet, in der frisches Körnerfutter an die Damen geliefert wurde. Es scheint, als betrachten die Hühner und Gänse die Cerealien als ihr Eigentum. Fremde werden – typisch schwäbisch – nicht geduldet. Entsprechend steht der Herr Sperling auf niedrigster Stufe in der Hackordnung. Bestimmt ist er ein Badener.
Die folgende Logik könnte auch ein Geflügelbraten-Fanatiker aufgestellt haben, entspricht doch die mögliche Bratengroße zufällig der Rangordnung.
Unter den vier Hennen besteht keineswegs Gleichklang. Eine braune und eine schwarz-braune Henne glucken permanent beieinander. Sie sind wie die gackernden besten Freundinnen, die zusammen Unterwäsche shoppen gehen, zusammen Latte Macchiato trinken, zusammen bis zum Zerlaufen der Wimperntusche die Augen aus dem Kopf heulen, wenn zum wiederholten Male ein Liebespaar bei einem Nicholas-Sparks-Film an der Wirklichkeit des Lebens scheitert. Diese besten Freundinnen scheinen deswegen so gut miteinander klar zu kommen, weil die braune Henne sich deutlich der schwarz-braunen Henne unterordnet. Die Braune ist nicht nur weniger bunt als die Schwarz-Braune, sie erkennt es auch bedingungslos an und kann gar nicht oft genug vorgackern, wie schön toll bunt doch ihre allerallerbeste Freundin sei.
Uli in Lebenskunde am 21.09.2011 um 19.09 Uhr
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oh, ich hab ein ♥ für Hühner. Das weiße erinnert mich ein bisschen an unser Schneewittchen, sie war immer die letzte in der Hackordnung der Braunen und wurde schließlich vom Fuchs geholt...
Die Berlinerin am 23.09.2011 um 13.14 Uhr.
Jaa.. beim Weißen mussten wir sehr stark an Dich denken Gibt`s jetzt überhaupt noch Weiße bei Euch?
Uli am 23.09.2011 um 14.38 Uhr.
ne, haben nur noch drei Braune und kein Herr mehr im Gefolge, also wirds wohl auch keinen Nachwuchs geben... aber dafür werden sie an Weihnachten auch nicht im Ofen landen
Die Berlinerin am 25.09.2011 um 14.47 Uhr.