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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Der elegante Ausdruck, „Smiley“ zu schreiben
Jeder kennt sie, jeder nutzt sie – oder findet sie doof. Die kleinen Kringel und Kreise, die besonders in WEB.DE-gesendeter E-Post zu finden ist und selbst über fünfzigjährige frustrierte Hausfrauen nicht davor zurückschrecken lässt, sich der Jugend scheinbar anzubiedern. Was angefangen hat mit automatischen Formatierungen in digitalen Schreibprogrammen ist nahezu ausgewachsen zu einer eigenen Wissenschaft.
Irgendwann wird jeder Texteverfasser einmal den Gag entdeckt haben, dass ein Doppelpunkt, ein Minus und eine geschlossene Klammer im Schreibprogramm sich zu einem Smiley, einem lächelnden Symbol, zusammenzieht. Lustig für Kinder, aber nervig für Menschen, die die Zeichen eigentlich an sich verwenden wollen. Gerne erinnert man sich an die Achtziger und Neunziger des vergangenen Jahrhunderts zurück, als Geburtstagseinladungen so fröhlich wurden – bis man im reichhaltigen Schriftsatz auf Zeichenfonts wie WingDings stieß und alles aus dem Ruder lief.
Das Smiley ist etwa seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts weltweit in Benutzung. Seine positive, optimistische Ausstrahlung ist ansteckend. Wer lacht nicht mit, wenn Mr. Happiness das Strahlen beginnt? Schnell kamen andere „Gefühlsausdrücke“ hinzu. Auch die Standardschriftarten wie Times New Roman kennen das „neutrale“ und das „traurige Smiley“. Ein Deutschsprachiger hat mit so einer Formulierung kein Problem. Aber was macht ein englisch Sprechender angesichts des „traurigen Grinsgesichts“? Im Dadaismus oder der Psychoanalyse hätte solch eine Kontradictio in adiecto, ein Widerspruch im Beigefügten, durchaus seinen Sinn. In der praktischen Handhabung wären aber Missverständnisse die Folge. Kurzum: Das Grinsgesicht brauchte einen neuen Namen!
Mit der Weitverbreitung des weltweiten Netzes und dem Auftreten der zweiten Generation (Web 2.0) setzte sich der Neologismus „Emoticon“ weit durch.
Geschickt und treffend ist der Name für die Gefühls-Grafiken. „Emotion“ bedeutet schließlich im Englischen mehr als nur das deutsche Wort „Emotion“. Es ist die Gefühls-Äußerung, der Gefühls-Ausdruck, der von diesem Begriff bezeichnet wird. Die Wurzel hat das Träger-Wort im Lateinischen. Das Verb movere bedeutet „bewegen“. Als Adjektiv gibt es dazu die Form motus, deutsch „bewegt“. Das kennen wir aus der „Lokomotive“, dem „bewegten Ort“. Die Vorsilbe ex- bedeutet „aus-, heraus-“. Eine emotio ist somit die „Herausbewegung“ oder schlichtweg die „Äußerung“. Den schwingenden Beisinn von „Gefühl“ hat das Wort im Laufe der Zeit erhalten. Schließlich musste die „Äußerung“ erst über die französische und mittelenglische Sprache wandern. Da kann schon manches Gefühl mit hineinkommen.
Eine Emotion ist mehr – oder weniger – als ein einfaches Gefühl. Es ist kein „feeling“, sondern der Ausdruck eines solchen. Ein Lächeln kann also durchaus eine Emotion sein, ebenso eine Träne oder ein zusammenkauerndes in-der-Ecke-Sitzen.
Fast kann man sich den Ausdruck „Emoticon“ für die Vielzahl verschieden gestimmter „Smileys“ schon zusammenreimen. Es fehlt das „c“ – und damit eine zweite Wort-Wurzel. Die intelligenten Menschen, die das Wort neu geschaffen haben, kamen aus dem Computerbereich. Dort heißen die kleinen bunten Programmsymbole „icon“. Das stammt aus der griechischen Sprache. Eikon ist das „Bild“ oder „Abbild“. Wir kennen in orthodoxen Kirchen die Trennwände mit den vielen Heiligenbildern – den „Ikonen“. Eine Ikone gibt es auch im Fußball oder in der Popmusik – da ist die Bedeutung „Vor“-Bild.
Die Bildchen auf dem Computer haben im Englischen eben diesen Namen, weil „icon“ neben „Bild“ auch zum Teil „Symbol“ bedeutet. Ein „icon“ symbolisiert ein Programm – oder als Lachgesicht einen Gefühlsausdruck. So haben die klugen Wortschöpfer der Emotion noch ein „c“ gegeben, und so genial das Emoticon erfunden.
Happy, Tired, Sad, Angry oder Ugly – mittlerweile gibt es mehr Emoticons, als es Gefühle gibt. Es wird Stimmung ausgedrückt. Und das gelingt mit einem „Ausdruck“ besser, als mit einem immer gleichen „Grinsgesicht“.
Warum die Emotikons auf der Eckdose mit „k“ geschrieben werden? Weil wir ja auch „Ikone“ sagen
Uli in Medien am 22.03.2010 um 14.28 Uhr
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