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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

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Woodstockfestival 2009


Auch diesmal brauchte es einfach wieder seine Zeit, bis sich die Eindrücke des diesjährigen Woodstockfestivals in geschriebene Worte fassen lassen. Zum mittlerweile sage und schreibe zehnten Mal fand das kleine, drei Tage dauernde Festival statt und man muss sagen, es mausert sich, ohne an Charme einzubüßen. Das Jubiläum hat jedenfalls seinem Namen alle Ehre gemacht.

Das Wetter wusste ebenso Bescheid und hat seine Arbeit bestens getan: von einem wunderschönen, sonnigen Wochenende kann nicht jeder Festivalbesucher berichten *schelmisch zu den RIPlern und Southsidlern kuck*. Auch sonst ist es einfach nur ein Traumfestival. Anreise kurz und schmerzlos, Zeltstammplatz schnell gefunden, sich gehen lassen und ohne Stress aufs Bühnengelände tigern.

Mani von Guru Guru

Dieses Jahr ging es vergleichsweise spät um 18 Uhr, dafür reichlich entspannt mit dem Reggaesolokünstler Darei los. Damit der nicht ganz so alleine auf der Bühne steht, hat er die Gebrüder Mühlleitner mitgenommen, auch bekannt als „Rhythmische Liedermacher“ aka Percussion Phil und Danny Guitar. Multi-instrumental mit Cajon, Djembe, E-Orgel, Gitarre, Ukulele wurden so die ersten Besucher unterhalten.

Genauso vielfältig schloss sich der blues-rockige Klang, der manchmal ins meditativ-instrumental oder psychodelische überging, von Guru Guru an. Man verwendete eher ungewöhnliche Klangkörper wie eine Entenruftröte, eine Lap-Steel-Gitarre oder Edelstahltopfdeckel. Die Deutschrocklegende unter der Leitung des „Orchesterchefs“ Mani Neumeier, wie er sich selbst nennt, ist bereits seit 1968 auf den Bühnen unterwegs. Das merkte man auch am Publikum: der Anteil der Alt-Hippies und Alt-Rocker nahm stark zu und auch die Luft war von einem unvergleichlich süßen Geruch durchzogen (Bandzitat: „Täglich fit mit zwei Gramm Shit“ ). In der Verkleidung des „Elektrolurchs“ (muss man einfach gesehen haben) verabschiedete sich die Band. Hoffentlich nur bis zum nächsten Woodstock Konzert. War heuer schließlich auch nicht ihr erstes Mal hier.

Mit der alten Garde von Ten Years After näherte sich der Abend dem Höhepunkt. Die Originale des ’69er Woodstock in den USA spielen zu ¾ noch in ihrer Ur-Besetzung. Der „neue“ Frontmann Joe Gooch, gerade mal halb so alt wie der Rest der Band und seit 2003 Mitglied von Ten Years After, passt auch relativ gut ins musikalische Konzept, wenn auch meiner Meinung nach sein Gitarrenspiel ein wenig zu modern/metallig klingt. Die drei alten Männer können mit dem Jungspund in Sachen Geschwindigkeit allerdings recht gut mithalten, auch wenn ich manchmal beim Anblick der flitzenden Finger des Bassisten Leo Lyon befürchtete, er kriegt gleich nen Herzkasper... aber Rock’n’Roll hält wohl tatsächlich jung.

Ten Years After

Den abendlichen Ausklang lieferten die „Speed-Folker“ von Fiddler’s Green. Mit ihrem Irish-Folk-Punk-Mix beschwörten sie eine „Wall of Folk“ herauf. Ähnlich einer „Wall of Death“, bei der sich eine Gasse im Publikum bildet, die dann aufeinander zustürmt, nur ohne Tote.

Fiddler’s Green

Den Auftakt des zweiten Tages bildete, natürlich wieder bei schönstem Wetter, Martin C. Herberg. Der Solo-Saitenvirtuose ist seit über 30 Jahren aktiv und längst kein Geheimtipp mehr. Mit stellenweise unkonventioneller Spielweise, bot er eine innovative Coverversion von „Paint It Black“ der Stones dar, beschrieb musikalisch ein Polarlicht und huldigte Bob Dylan mit einer Interpretation von „All Along The Watchtower“. Insgesamt war Herrn Herbergs Darbietung auch von Soundeffekten geprägt, die den Auftritt allerdings nicht zu synthetisch haben werden lassen. Besonders fasziniert hat eine Metallstange vor dem Künstler, die er als zusätzliche Greifhilfe für seine Gitarre verwendete, sozusagen eine dritte Hand... schade nur das diese Art von Musikern immer wieder am frühen Samstagnachmittag mit eher schlechter Tonmischung „verheizt“ werden (erinnerte mich damals an den Auftritt von Stoppok). Aber sie wären keine Solokünstler, wenn sie nicht das beste daraus machen würden.

Martin C. Herberg

Effektbetont weiter ging es mit Rainer von Vielen. Anders als der Name es vorgaukeln möchte, gibt es gar nicht so viele dieser Art. Ich bin ja selber kein großer Fan von irgendwelchen stilistischen Einordnungen, aber manchen mag es vielleicht doch weiterhelfen, wenn man sich traut den Rainer irgendwie als Symbiose aus Reggae, HipHop, Dancehall und einem kleinen punkig-metaligen Etwas zu beschreiben. Äußerst interessant war auch die Vorführung eines „Vokal-Didgeridoos“, bei der der Rainer stimmlich eben selbiges Holzblasinstrument imitierte (nach reichlicher Recherche stellte es sich als „Obertongesang“ heraus... wieder was gelernt ;).

Nach diesen Erkenntnissen braucht man erstmal eine Mittagspause. Die konnte man heuer sogar optimal legen, da die nachfolgende Band Manana Me Chanto am nächsten Tag noch einmal zu hören war. Wohl als Ersatz für die Weißwurscht’is, die erstmals eine langjährige Tradition gebrochen haben und nicht auf dem Woodstockfestival zu hören waren.

Mit neuer Kraft konnte ich mich in die folgende „Blechblastanzäktschn“ von LaBrassBanda stürzen. Das Quintett aus den Untiefen Bayerns, bestehend aus Trompete, Posaune, Tuba, E-Bass und Schlagzeug, besticht mit einem einzigartigen Klang. Hauptsächlich betonen sie ihre bayerischen Wurzeln mit traditioneller Blasmusik und gehen ein bisschen in Richtung Balkan-Beats. Der Mix wirkt ein bisschen jamaikanisch, da die bayerischen Texte, egal ob gewollt oder ungewollt, in Verbindung mit der Musik wie der jamaikanisch-kreolische Slang wirkt. Die Jungs sind auch ziemlich gute Entertainer: neben einem Jodelkurs fürs Publikum, der versuchte das „Breißn-Jodeln“, also das preußische Jodeln, auszutreiben, ließ sich der bandeigene Yogameister dazu „herab“, einen Yogakurs zu veranstalten: „vergesst alles was ihr bisher über Yoga gehört habt“.

LaBrassBanda

Die nachfolgende New Model Army wurde dann gegen das Abendessen getauscht. Hat sich vom Zeltplatz nach solidem Rock angehört, auch deren Hit „51st State of America“ hat nicht gefehlt, war für mich dann aber schon „zu normal“.

Erst La Vela Puerca konnte mich wieder aufs Gelände bewegen. Die Latin-Band aus Urugay spielt bereits seit 14 Jahren, ist wie die meisten ihrer Art aber erst seit wenigen Jahren in Europa bekannt. Leider muss man sagen, dass die Vorfreude während dem Auftritt leicht getrübt wurde, denn es kam des öfteren zu kleineren Unterbrechungen. Entweder haben die 6 (sechs!) Roadies beim Aufbau Mist gebaut oder es lag an der Kommunikation zwischen Band und Veranstalter, man weiß es nicht so genau. Die Stimmung flaute speziell zwischen den Stücken immer wieder ab und das Publikum konnte nur mäßig begeistert werden. Schade eigentlich... das hat bei Abuela Coca und Panteon Rococo vor zwei, bzw. drei Jahren besser geklappt. Musikalisch gab es aber nichts auszusetzen und die Songs schafften es, das Publikum zum Tanzen zu bewegen... wenn nur diese Pausen nicht... aber lassen wir das.


La Vela Puerca

Einen musikalischen Schwenk machte die Band Orange mit ihrem „Hippie-Trance“ im Anschluss. Wieder mit dabei: Rainer von Vielen. Eher nichts für meine zarten Ohren, aber denen die da waren, hat es Spaß gemacht.

Leuchtend farbige Eindrücke

Kaum im Schlafsack, wenn überhaupt, wurde man heuer endlich wieder von der aufmarschierenden Musikkapelle Dornstadt geweckt. Ach, was hab ich das vermisst... und auch diesmal wieder verpasst. Halb zehn ist einfach viel zu früh :)

Musikkapelle Dornstadt, kurz MKD

Nach dem Frühstück wurde sich aber nochmal aufgerafft und Manana Me Chanto beschaut. Die lustige, bunte Combo aus Barcelona machte nochmal schön Stimmung mit ihrem mindestens genauso bunten Musikstil (Ska, Reggae, Rumba, Salsa, Rock... alles irgendwie) und eingängigen Texten („I don’t wanna be part of da workin’ man society“).

Manana Me Chanto

Das Festival beendet haben die drei Altrocker von Grachmusikoff. Die „Schwoba“-Band trat in reduzierter Form ohne Schlagzeug und Bass auf, konnte jedoch mit viel Humor und schwäbischem Dialektcharme überzeugen.

Das gewohnte Fazit: Bestes Wetter, mit super Bands und einmaliger Stimmung... einfach Woodstockfestival Dornstadt!

Bosso und Hann0r in MAT: Events am 06.07.2009 um 20.07 Uhr

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Kommentare

Kommentar:

Sehr guter Artikel allerdings mit einem inhaltlichen Fehler. Ten Years After besteht nur noch zu 1/4 aus der Originalbesetzung. Das einzige Woodstock-Original ist der Schlagzeuger.

HassaDeTempla am 15.07.2009 um 19.15 Uhr.


Kommentar:

Achja? Woher beziehst du diese Info?

http://www.tenyearsafternow.com/tya/band.htm

:teach:

Bosso am 16.07.2009 um 19.03 Uhr.


Kommentar:

Ich entschuldige mich für meinen unqualifizierten Kommentar. Leider weiß ich nicht mehr wo ich das gelesen habe aber der Bosso hat natürlich recht! :nick:

HassaDeTempla am 17.07.2009 um 11.33 Uhr.


Kommentar:

Schon okay. dir sei verziehen

Bosso am 17.07.2009 um 12.15 Uhr.


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