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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Firefox-Erweiterung bringt China näher
Heiß ist die Überwachungsstaat-Diskussion. Nicht erst, seit der Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die Online-Überwachung einführen möchte, schreckt die Vorstellung der Zensur oder staatlichen Spionage manchen braven Bürger zurück. Schon der Roman „1984“ von George Orwell beschäftigte Generationen Paranoider. Die Frage, was so alles passieren könnte, wenn ein totalitäres Regime an hohe Überwachungstechnologien gelangen könnte, sorgte für Angst. Allein die Erfahrungen in den Diktaturen Deutschlands, Russlands oder des Ostblocks waren sehr schlecht. Seither hat sich aber die technische Entwicklung erhöht, es gibt Computer, Internet und damit Türen zur Welt in fast jedem Büro.
Eine Überwachungsmacht nach Orwell’scher Vorstellung hätte es einerseits leicht, die Menschen auszuspionieren. Andererseits hätte der Staat Schwierigkeiten, Begriffe wie „Freiheit“, „Menschenrechte“ oder „Demokratie“ von seinen Bürgern fern zu halten. Die Nazidiktatur konnte noch einfach handeln. Ein Propagandaministerium sendet über einen einzigen Radiosender den Quatsch, den die Menschen glauben und denken sollen. Doch auch da gab es schon Problemchen. Die Alliierten sendeten beständig auf deutschen Boden „Freiheitsmaterial“. Wer wollte, konnte zusätzlich zu den Fehlinformationen und geschönten Nachrichten die „andere Seite“ hören.
Nun gibt es einen totalitären Staat, der gerne seinen Bürgern sagen möchte, was diese denken sollen. Dieser Staat ist zusätzlich nicht komplett abgeschirmt, sondern macht jede technische Entwicklung mit. In der Volksrepublik China sind Computer und Internetzugänge weit verbreitet. Nirgendwo auf der Welt nimmt die Vernetzung schneller zu. Natürlich reagiert der Propagandaapparat genauso schnell.
Findige Chinesen, die das Internet nutzen wollen, um das, was ihnen im Staat fehlt, über das Internet zu erreichen, stoßen auf eine noch findigere Zensur. Wer in China sich bei Wikipedia etwa über „Menschenrechte“ informieren möchte, kommt nicht weiter. Ähnlich wie im Film „Equilibrium“ existiert das Wort im Weltnetz nicht. Genauso scheitert der Versuch, bei Google nach den Vorgängen auf Tianmen von 1989 zu suchen. Dort ist scheinbar nichts geschehen – und ganz anscheinend offensichtlich lässt die staatliche Gedankensicherung solche Worte zensieren. Ein ungeheuerlicher Vorgang ist das, der uns fast unbegreiflich ist.
Wir schließlich können, egal welchen Browser wir verwenden, alles sehen. Wir können uns Kritiken an der Regierung reinziehen. Wir können erfahren, was so alles Böses für die Zukunft geplant ist. Wir wissen, was unser Staat überwacht, wen er unterdrückt und wie die Menschenrechte bei uns geachtet werden.
Was wir nun zusätzlich können, ist uns in die Chinesen hineinversetzen. Es gibt nun eine Firefox-Erweiterung, mit der wir die Zensur im Festlandchina nachvollziehen können. Wer den kostenlosen Browser verwendet, kann mit einfachen Schritten „Surfen wie in China“. Das http://www.golem.de/0810/63257.html" target="_blank">Netzmagazin „Golem“ beschreibt dies: „Themen wie die Unabhängigkeit Tibets oder Taiwans sind ebenso tabu wie die Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, Demokratie oder die Falun-Gong-Sekte. Die IP-Adressen von Websites, auf denen solche Informationen zu finden sind, werden geblockt, die Seiten lassen sich nicht aufrufen.“
Wir finden, das ist eine gute Gelegenheit, seinen eigenen Standpunkt einmal auszuloten. Ist es mir wirklich egal, was meine Regierung tut? Betrifft mich persönlich eine Internetzensur? Könnte unser Staat es sich ebenso erlauben, Themen wie „E-Pass“, „digitale Wahl“, „Onlineüberwachung“ oder „Andrej Holm“ aus dem Informationsfokus auszublenden?
Uli in MAT: Polis am 06.11.2008 um 12.59 Uhr
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duuuuude. manoman - fühlt ihr die cyberfreiheit?
winton am 08.11.2008 um 17.01 Uhr.
... hja.. in gewisser hinsicht sind wir bereits über orwells 1984 hinaus...
manu am 11.11.2008 um 06.48 Uhr.