Dieser Netzauftritt verwendet Sitzungs-Cookies
Näheres erfahren Sie in der Datenschutzerklärung.
Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Reichspogromnacht: Gedanken nach dem Gedenken
Seite 2 von 2
Auch mehr Polizeischutz reduziert keine Bedrohung für Minderheiten. Unter der Regierung der NSDAP waren es die staatlichen Institutionen wie Feuerwehr und Polizei, die aktiv Entrechtung bis zur Verfolgung und Ermordung mittrugen. Niemand stellte sich vor die jüdischen Nachbarn. Zu großes Vertrauen in die Staatsmacht nimmt auch heute den Individuen Bewusstsein und Gespür für die eigene Verantwortung.
Nicht ein „Ihr – Wir – Die“-Dreiklang stärkt das Zusammenleben, sondern eine Gemeinschaft mit einem einzelnen, vielfältigen „Wir“, das auf einer gemeinsamen Basis aufbaut. Als 1938 die Synagogen brannten, gab es keine gemeinsame Basis. Es gab Partikularinteressen und ein sehr breites Wir, das auf Ausgrenzung und Neid basierte, weil viele leider nicht einverstanden waren, dass andere die gleichen Rechte haben sollten wie sie.
Heute ließe sich als Basis das Grundgesetz nennen, auf das Politiker ihren Eid schwören und in dessen Übereinstimmung Staatsbedienstete arbeiten müssen. Aber all die Ideen von Menschenwürde, Gleichheit und den vielfältigen Freiheitsrechten von der Religion über die Herkunft bis zur geschlechtlichen Identität scheinen nur selten herangezogen zu werden, wenn es um die Wertedebatte geht.
Demokratie allein ist weder ein Wert, noch ein Rechtsstaat und ermöglicht auch keine Vielfalt. Wer das denkt, blendet aus, dass das deutsche Volk die Hitlerei auf demokratischem Weg gewählt hatte. Demokratie steht im Grundsatz aber auch dafür, dass jeder einzelne Mensch als Teil des Volkes Macht hat. Macht heißt immer auch Verantwortung. Jeder einzelne Mensch ist dazu aufgerufen, seine Verantwortung wahrzunehmen. Niemand kann sich darauf ausruhen, Politikern Vorwürfe zu machen oder sich zu sagen, die Polizei werde es schon richten. Jeder einzelne Mensch ist Mitmensch und Nachbar. So wie er es schon 1938 war.
Uli in Gesellschaft am 18.11.2018 um 13.59 Uhr
Werkzeuge: |