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Sonderausstellung im Landesmuseum Karlsruhe über römische Religionen

Imperium der Götter


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

„Isis – Mithras – Christus“. Drei Namen, die auch heute eine Ausstrahlungskraft besitzen. Mit ihnen im Untertitel bewirbt das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss seine Sonderausstellung „Imperium der Götter“. Dort werden – so der weitere Titel – „Kulte und Religionen im Römischen Reich“ präsentiert. Die Ausstellung läuft bis zum 18. Mai 2014.

Zur Einführung der Ausstellung finden sich Götterfigurinen des römisch-griechischen Pantheons wieder. Begleittexte beschreiben dem Besucher die religiöse Wirklichkeit einer vergangenen Gesellschaft. Götter gab es unzählig viele. Neben Hausgottheiten, Dämonen und Schutzheiligen konnten auch Götter und Gottähnliche anderer Völker verehrt werden. Götter mussten weder allmächtig noch allwissend sein. Diese Bemerkung, wie sie auf einer der ersten Tafeln begegnet, ist nur angesichts eines modernen Gottesbegriffs notwendig. Hierin spiegelt sich leider ein Manko der Ausstellung: Die Beschriftungen und Begleittexte auf den Schildern sind aus historischer wie aus religionswissenschaftlicher Sicht unzureichend.

Berühmte Ausstellungsstücke

Die wirklich sehenswerten, gut erhaltenen und in Fachkreisen berühmten Exponate machen den Mangel an Recherche deutlich wett. Der moderne Mensch als Wesen auf der Sinnsuche ist jedoch vermutlich die Zielgruppe. Allen Kulten wird unterstellt, sie hätten soziale Schichten überwinden und die Grenzen des irdischen Lebens transzendieren wollen. Dass die dargestellten Kulte bereits anhand ihrer Namen nicht in eine Reihe zu stellen wären, war offensichtlich egal: Mithras und Sol Invictus neben Isis – mit Serapis und Harpokrates – Mater Magna bzw. Kybele, Jupiter Dolichenus und schließlich Judentum und Christentum. Dem fachfernen Besucher ist es gleich, dass Kult und Religion immer wieder synonym gesetzt werden, obwohl auf einer Tafel deutlich auf die Unterschiede hingewiesen wird. Mysterienkulte und das antike Vereinswesen werden auch durcheinander geworfen.

Wer mit speziellen Fragen in die Ausstellung gekommen ist, wird ohne Antworten nach Hause gehen müssen. Was Skorpion und Schlange am Körper des von Mithras getöteten Stiers bedeuten, wird nicht erklärt, jedoch weist sie auf die Tiere hin.

Dafür erfährt der Besucher bei einer Statuette der stillenden Isis, dass im Christentum Maria, die Mutter Jesu, auch mit Kind dargestellt wurde. Eine Mutter mit einem Kind auf dem Schoß dürfte man in jedem Familienfotoalbum finden.

Hilfreiche Übersichtskarten

Sehr hilfreich sind die Verbreitungskarten zu den jeweiligen Kulten. Mit ihnen werden Anhänger und Bedeutung sichtbar. Jupiter Dolichenus, die römische Variante eines westsemitischen Feldherrengottes, hatte seine Verehrer hauptsächlich unter den ausgedienten Soldaten an den nordöstlichen Reichsgrenzen. Mithras als Gottheit eines subversiven Mysterienkultes dagegen kam im heutigen südwestdeutschen Raum sehr gut an. Isis schien die Buddhafigur der römischen Baumärkte gewesen zu sein – ihr wurde in Großstädten von der modebewussten Elite gehuldigt.

Spekulationen stören manche Erklärungen. Da gibt es eine Tonvase mit einem nachträglichen Schlitz. Spekulation 1: Es sei eine Spardose. Spekulation 2: „Möglicherweise“ wurde Geld für die Kultmähler gesammelt. Angesichts der bekannten Praxis bei antiken Kultmählern, dass die Teilnehmer das Essen mitbrachten, ist die zweite Spekulation unnötig irreführend.

Das Wissen über Judentum beschränkt sich auf wenige Tafeln. Die Ursprünge des Volkes sind mit dem Forschungsstand von etwa 1900 dargestellt – die Bibel eignet sich eigentlich wenig als historische Quelle für die Geschichte Israels. Das Bilderverbot, wie es sich im Alten Testament findet, bezieht sich auf Gott. Es war kein Widerspruch, Mose darzustellen, wie es die Ausstellung glauben lässt.

Den Abschluss bildet der Versuch, den behandelten Themen das Gemeinsame zu entlocken. Es seien dieselben Sterne, die die Anhänger der Kulte betrachtet hätten.

Fazit zu dieser Sonderausstellung:

1. Für Sinnsuchende ist die Ausstellung nur bedingt brauchbar, da der Schwerpunkt auf den hervorragenden Fundstücken liegt und weniger auf den Lehren der Religionen.

2. Für Interessierte an einem ersten Überblick zu Kulten und Religionen im späten weströmischen Reich sind die Texte auf den Schildern hilfreich.

3. Für Geschichts- und Religionsinteressierte lohnt es sich, die vielen bekannten Ausstellungsstücke zu bestaunen.

Uli in Geschichte am 04.01.2014 um 14.59 Uhr


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