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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
Ausweg aus dem Post-Preisdikat
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Die Briefsegment-Konkurrenten der Post sind räumlich sehr begrenzt. Deren Porto und Dienstleistung ist nur dann günstiger, wenn der Brief im selben Ort verschickt wird. Also haben grüne und rote Briefkästen in Großstädten ihre Heimat. Eine ernst zu nehmende Alternative bieten diese privaten Anbieter nicht. Sie lohnen sich am meisten für Bürgerämter oder andere große Behörden.
Eine kostenlose Alternative?
Angenommen, man möchte Briefe kostenlos zustellen, um sich den Aufwand mit Markendruck und –verkauf sowie der Portokontrolle zu ersparen. Ein solches Modell gelänge nur, wenn Leistungsempfänger zugleich Dienstleister wären. Das wäre ein System auf Gegenseitigkeit – mit gewisser Verpflichtung, denn sonst werden Einzelne gnadenlos ausgenutzt. Vorbild für diese kostenlose Post ist ein System aus der Antike. Jemand reist von einer Gemeinde zu einer anderen. Er teilt dies vorher den Menschen mit und erhält dann einen Stapel an Briefen, die er mitnimmt und am Zielort verteilt.
Nichts spricht dagegen, dass dieses System wieder aufleben könnte; vorausgesetzt, es fänden sich genügend Menschen, die sich daran beteiligen möchten. Für zeitkritische – d.h. eilige – Post würde es sich nicht eignen. Doch innerhalb von vier Tagen könnte ein Brief durch ganz Deutschland gereist sein, um beim Zielort zu sein. Man müsste nur früh genug verschicken. Früher hat es doch auch geklappt, seine Post rechtzeitig aufzugeben. Auch heute noch sollte man für Pakete in die Vereinigten Staaten einen guten Monat rechnen. Als Sendungen kämen in Frage z.B. langfristige Feier-Einladungen, Nachsenden von Post an die studierenden Kinder, Brieffreundschaften, kleine Päckchen und Pakete mit etwa weitergegebener Kleidung.
Die Mitpostzentrale
Die Post-Verteiler wären Menschen wie Du und ich. Auf einem Online-Portal meldet man seine regelmäßigen Pendelfahrten oder einzelne Reisen möglichst frühzeitig an. Willkommen bei der Mitpostzentrale. Die Post-Teilnehmer werfen ihre Sendungen am Vortag in den Privat-Briefkasten. Dann steigt man in sein Auto oder mit einer Reisetasche voll Sendungen in den Zug, fährt zum Zielort. Dort trägt man seine Post zur „Hauptpost“ – der zentral gelegenen Wohnung des hauptverantwortlichen Teilnehmers vor Ort. Und der sortiert es weiter für die nächsten Strecken oder benachrichtigt andere Orts-Teilnehmer über ihre Sendungen bzw. gibt diese an freiwillige Orts-Austräger weiter. Flexibel könnte die nächst kürzeste Verbindung, die jemand fährt, genutzt werden. Bei einem dichten Netz würde so mindestens einmal pro Woche die Post zuverlässig ankommen.
Zuverlässig? Ja, denn für ein ausgeklügeltes System könnte jeder Post-Weiterbringer auf dem Online-Portal angeben, wann und an wen er die jeweilige Sendung abgegeben habe. Damit er keinen Blödsinn erzählt, bekommt er vom nächsten Weiterträger seine Quittung. Das Prinzip des Staffellaufs wird hier angewandt, am besten ohne große Umwege.
Entstehende Kosten decken
Ab hier würde das System gewisse Kosten produzieren. Manche Weiterträger, insbesondere Pendler über große Strecken, würden deutlich mehr Aufwand haben, als der Einzelne vor Ort, der in seinem Viertel abends beim Gassi-Gehen die drei Sendungen bis zu den Briefkästen transportiert. Ausgleich könnte geschaffen werden, indem die weniger Belasteten das Online-System warten oder weitere Teilnehmer werben. Weil das auch nicht für jeden etwas ist, könnten Umschläge mit Werbe-Anzeigen bedruckt werden. Diese würden für einen geringen Stückpreis (fünf bis zehn Cent oder freiwillig mehr) an schreibende Kunden verkauft werden. So wären vielleicht laufende Kosten für Server-Betrieb, Quittungsdrucke, evtl. Gerätschafen für Codes in den „Zentralen“ und einen kleinen Mitnahme-Obulus für die Vielfahrer zu decken.
Indem jeder Brief an jeder Station im System gespeichert wird, ergibt sich eine weitere, hoffentlich überflüssige Möglichkeit. Falls einem Teilnehmer einfällt, dass seine Sendung nun doch schneller ankommen müsse, könnte er den weiteren Weg per Deutsche Post beauftragen und aus der Ferne das Porto zahlen.
Uli in Medien am 05.11.2011 um 11.05 Uhr
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