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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
für Tagfalter und Nachtdenker

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Der Mensch, das unbedeutende Ungeziefer

Überschätzt


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

„Die Welt ist nicht schlecht. Die Welt ist auch nicht gut. Sie ist in der Richtung gar nichts. Sie ist einfach nur da, das war sie schon immer und wird sie auch immer sein. Da kann man nichts dran ändern. Man lebt halt auf ihr und muss sie so nehmen. Schlecht oder böse, das sind immer nur einzelne Menschen. Aber die Welt, die ist ... “

Ja, wie ist sie denn nun, diese Welt? Will sie beschrieben werden, kann sie keiner in der menschlichen Nutzen-Skala einordnen. Eine Kugel, schwebend im Nichts. Ewig gleich drehend im selben Abstand um einen gleichen Mittelpunkt wie der Mond. Immer kreisend mit der Sonne um die Mitte der Milchstraße. Ein Planet unter vielen. Kein Mensch käme auf die Idee, Mars oder Venus „gut“ oder „schlecht“ zu nennen. Die Erde ist es genauso wenig.

Bedeutung erhält diese Stein-Gas-Feuer-Kugel erst, wenn der Mensch sich selbst betrachtet. Alles, was er zum Leben braucht, bietet ihm die Welt. Sein ganzes Dasein und Sosein bezieht sich auf die Welt. Sie ist alles, was er hat. Zwar kann sich ein Mensch theoretisch im Nichts um die Welt herum in einem Raumschiff aufhalten, könnte seine Notdurft auf dem Mond verrichten und unter Glaskuppeln in Kunsterde Gurken auf dem Mars anbauen. Von der Welt käme er doch nicht weg. Sein Schiff muss er doch zu Hause bauen. Ganz zu schweigen von der Luft, die er atmet!

Da maßen sich dann Menschen an, sie – als Gattung – hätten das Potential, die Welt zu zerstören. Mit Atombomben könne so und soviel Fach die Erde „vernichtet“ werden. Unter diesen Menschen stehen protestierend Umweltschützer auf. Sie plädieren für atomare Abrüstung, um die Welt zu retten. Die Welt. Retten. Sie. Die Menschen.

Beide Seiten überschätzen maßlos ihre Bedeutung. Die Welt ist – in menschlichen Dimensionen – schon immer gewesen und sie wird noch immer sein. Es war noch keine Windel erfunden worden, da streiften überdimensionierte Wesen über ausgedehnte Kontinente. Wenn diese aufstampften, bebte der Boden. Die Wesen waren so groß, dass sie sich für unsterblich hätten halten müssen. Und doch sind Dinosaurier seit Millionen von Jahren ausgestorben. All ihr Stampfen konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Welt blieb.

Atombomben haben Wüsten, Städte und Meere verseucht. Um Tschernobyl und Fukushima ist die Welt verseucht. Wirklich? Pflanzen und Tiere sind auch 25 Jahre nach der Katastrophe in der Ukraine nicht ausgestorben. Würden die Menschen alle Atombomben gleichzeitig zünden, die Welt würde nicht kaputtgehen. Sie hätte vielleicht ein stark vernarbtes Pockengesicht. Menschen würden binnen weniger Generationen degenerieren und aussterben.

Pflanzen und Tiere, Vulkanausbrüche und Erdbeben, Verdunstung und Regen würde es weiterhin geben. Der Mensch kann die Welt nicht kaputtmachen. Weder kann er sie mit Atombomben aus den Angeln heben. Noch gelänge es ihm, den Mond so vom Himmel zu holen, dass der Zusammenprall die Bahn verändern würde.

Wird Zeit, sich dessen bewusst zu werden, dass der Mensch zwar sich selbst, nicht aber die Welt vernichten kann.

Ein Elefant trat, aufgeschreckt von einer flüchtenden Gazelle, aus Versehen in einen Ameisenhügel. Hugo, die rote Ameise, krallte sich von diesem Erdbeben aufgewirbelt am nächsten Halt fest – ein Haar am Bein des Elefanten. Sich über seine Lage bewusst geworden, kletterte Hugo bis in den Nacken des Elefanten. „Los, Hugo, würg ihn!“, schrien die überlebenden Ameisen im Chor. Und Hugo würgte nicht nur mit voller Kraft, sondern spritzte sein ganzes Ameisengift auf das Untier.

Auf dem Rücken des Elefanten landete ein blauer Starenvogel. Dieser suchte nach Ungeziefer, entdeckte eine rote Ameise am Nacken des großen Dickhäuters und nahm genussvoll seine Brotzeit ein.

Uli in Philosophie am 04.07.2011 um 13.14 Uhr


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