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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Kellermusik. dreifach


Ein gewisses Wohlhaben gehört schon dazu, da an so einem winterlichen Freitagabend drei Musikformationen auftreten zu lassen. Das Auftreten allein kostete noch nichts, doch ihnen auch noch Getränke auszugeben und Spritgeld zu zahlen, dabei jedoch keinen Euro Eintritt zu nehmen, das ist es. Zudem legte der Veranstalter Haftnotizzettel und eigens gestaltete Holzkugelschreiber aus.

Mithilfe letzterer konnte MAT nicht nur Notizen machen, sondern auch dem gemütlichen Musikabend beim U-Bahnhof Maximiliansstraße im evangelischen Egidienkeller in Nürnberg Informationen entziehen. Menschen, die selbiges Ereignis verpasst haben, dient dies nun hiermit dafür als Trost.

Den ersten drei ungeraden Zahlen (eins, drei, fünf) übrigens entsprach die Zusammenstellung der Musiker. Vom Verständlichen ins immer mehr Unverständliche (klare, deutsche Texte über verwaschene, deutsche Texte bis hin zur klar artikulierten Fremdsprachigkeit). Eindeutig mittig gelegen war das Qualitätsloch. Höhepunkte des Mutes und einer gewissen Andersartigkeit befanden sich am Beginn und am Ende des Konzertes in dem evangelischen Jugendtreff. Die Botschaften der Lieder aller Drei war eindeutig und klar.

Die Großstadtgemeinde hatte als Hauptakt die Feuchwanger Christrockbänd „Preacheridoo“ geladen. Ursprünglich war wohl geplant gewesen, das Trio „Charlotte“, wie bereits vor einem Jahr, als zweite Gruppe anzuheuern. Nun jedoch hatte sich alles verschoben. Preacheridoo brachte ihren Bekannten Holger Brunner mit, der mit sieben Stücken als Solokünstler den Einstieg machte. Spontan eine halbe Woche vorher zugesagt hatte die christliche Deutschrock-Formation „Isaak Loewi“. Ihre harte, basslastige Musik bildete vor der bunten Hauptgruppe den besten Kontrast.

Holger Brunner ist ein großer, schlaksiger junger Mann, der seine Unsicherheit durch Freundlichkeit, Selbstironie und ein unglaubliches Können wettmacht. So lachend und scheinbar schüchtern er seine Lieder anmoderierte, so genial, rhythmisch perfekt und beherrscht zupfte und schlug er seine Stahlsaitengitarre. Die klugen, kritischen Gedanken, die seinen Kopf durchwandern, sang er in gereimter Form mit einer sicheren und angenehmen Bassstimme. Er will anders sein und ist dies durch seine Eigenartigkeit. Zwischenmenschliche Themen, die Rache der Mutter Erde an unseren Umweltsünden oder von Intoleranz erzählte er wie Geschichten.

Gut gelungen und gut gebaut sind alle seine Stücke. Die Kehrverse gehen ins Ohr und sind zum Mitsingen. „Pfiffig“ im wahrsten Wortsinn ist seine Idee, Cello- und Gitarrensolo seiner CD, die zum Teil mit Bänd aufgenommen worden war, pfeifend nachzuahmen. Das Zuhören machte nachdenklich und allen richtig Spaß.

Laut wurde es dann, als die Drei von Isaak Loewi ihre Instrumente testeten und ihre ungewöhnliche Mischung aus weichen Texten und harter Musik präsentierten. Philipp schien mit seinem Bassspiel die Lieder zu tragen. Kaum eine Pause, kaum ein Zeitpunkt, wo er nicht stark in die Saiten griff und mit der hohen Präzision und Geschwindigkeit effektreich spielte. Da brauchte es keine zweite Gitarre mehr – die von Hannes reichte dazu vollkommen aus. Leider übertönte der Bass und das exzellente Schlagzeugspiel von Drummer Stefan den eher schwachen Gesang des Gitarristen. Er hatte einiges zu erzählen, doch wäre gesprochener Text wohl besser angekommen. Schade, denn Ideen waren wohl viele da gewesen. Der Aufbau der Stücke machte diese zunichte.

Originell immerhin war ein Lied über den Propheten Jona. Als dieser vom Wal verschluckt wird, gelingt den Dreien, die Beklemmung und Ferne musikalisch dazustellen.

Isaak Loewi tobte sich immer aus. Praecheridoo, Abschluss des Abends, dagegen nur dann, wenn es kaum einer erwartet; und reist dann – musikalisch gesehen – einmal quer über die Erde. Einflüsse der Musik fast aller Kontinente waren geschickt verpackt in die sichtbar mit Freude gespielten Lieder. Langeweile wäre beiderseits der Lautsprecher fehl am Platz!

Zum ersten Mal seit Lisas Abschiedsfete im September 2007 waren die Fünf wieder zusammen. Zum letzten Mal nun unter ihrem alten Namen Preacheridoo.

Das, was transportiert wurde, war wie immer Lobpreis, Lebensfreude und Lustigkeit. Wechselnde Instrumente, seltene Rhythmen, abwechselnde Melodien, fast durchgängig mindestens zweistimmiger Gesang. Flotte Riffs auf den Gitarren, verziert vom Keyboard, untermalt von funkartigen Bassläufen und variantenreichem Schlagzeugspiel. Zumeist sangen Conny und Lisa. Diese war für ein Jahr in Afrika und kam vor vier Monaten mit einem großen Korb voll Veränderungsideen zurück. Das hatte sich in den Stücken bereits niedergeschlagen.

Nicht nur ruhige, Gesang-lastige Lieder, die hell wirkten und die Stimmung verfröhlichten gab es an dem Abend, sondern diese in bunter Mischung mit jazzigen, latino-angehauchten Meisterwerken, die zum Tanzen förmlich zwangen. Aber dann war nicht das ganze Stück nur überdreht, sondern, wie die Teile der Bänd, erst durch unterschiedliche Charaktere gut.

Wo Conny und Lisa animieren und mit immer neuen Extravaganzen begeistern – zum Beispiel Saxophon und Mandoline, Interaktionen mit dem Publikum durch kompliziertes Klatschen – fügt Sarah beinahe minimalistisch dosiert das bei, was den Klang harmonisch abrundet.

Preacheridoo funktioniert nur, wenn nicht jeder im Mittelpunkt stehen will. Auch Aussetzen und warten auf das Wieder-Spielen-Dürfen ist hier Bändverhalten. So etwa bei einer Nummer, wo Sarah und Christoph, der Bassmann, der sonst überall fingergeschwind die Songgerüste errichtet, pausieren müssen, um die Stimme an Hannes, der eigentlich die Rhythmen trommelt, Lisa und Conny zu übergeben. Der Schlagzeuger spielt hier Gitarre, was er offensichtlich wunderbar beherrscht, während die Damen harmonierend ihre Stimmen fügen.

Und schon ging es weiter, spielend wie Derwische tanzen. Die Lieder groovten und brachten Bewegung. In die Köpfe und in die Beine. Viel Erfahrung steckt in jedem der Fünf, die gemeinsame Zeit zählt ebenso einige Jahre. So gelang es nun auch, eine meisterhafte Verabschiedung hinzulegen. Hannes sang, ganz Louis Armstrong, „Wonderful World“, quasi als Einleitung der „ordinairy“ Zugabe. Spontan, um die „peinliche Schlusspause“ zu überbrücken, kam dann das Ministück „I hate to say Goodbye“.

Damit wird manchem der Gäste wohl aus dem Herzen gesprochen worden sein.

Uli in MAT: Events am 10.01.2009 um 20.20 Uhr

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