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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Heiligabend bei Frieder


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Bild: Uli
 (© Eckdose)

Eigentlich wollte Frieder heute einen ganz normalen Tag verbringen. Das war er auch. Bis zum Abend. Frieder hatte sich vorgenommen, sich von dem ganzen sentimentalen Schmu um Weihnachten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er stand da drüber. Weihnachten konnte ihn mal gepflegt gern haben. Als ob er sich vorschreiben lassen würde, wie er seinen Tag verbringen sollte. Seinen freien Tag. Oder noch schlimmer: mit wem er das tun sollte. Sollten sich doch die ganzen anderen Verrückten mit ihren Tanten Edeltrauds herumfreuen.

Am Heiligabendmorgen war Frieder geradezu stolz auf sich. Nicht einmal angesichts der Weihnachtsdeko im Küchenfenster bei den Arnolds kamen in ihm irgendwelche Gefühle auf. Außer Mitleid.

Heute wollte er einmal so richtig nichts tun. Das tat er viel zu selten. Er hatte sich lange vorbereitet und bereits im November sein Filmprogramm geplant. Fernsehen ging ja nicht. Er konnte auch sehr gut ohne Aschenbrödels Haselkekse und kitschiges amerikanisches Santa-Claus-klingelt-die-Glocken-und-alle-haben-Tante-Edeltraud-lieb-Klingelingeling leben. Sollte Rudolf, das besoffene Rentier, dem Nikolaus doch ruhig nach zu vielen klebrigen Plätzchen in die Stiefel – naja, egal. Er wollte sich davon ja nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Frieder war nicht dumm. Dass ihm die anderen seinen ganz normalen Tag missgönnten, das wusste er. Sie drängten ihm in Form fieser Karten mit Christbäumen, Sternchen und Krippen ihren abartigen Ausnahmezustand auf. Doch Frieder stand da drüber. Für den späten Nachmittag hatte er sich vorgenommen, ein bisschen Mitleid für seine Mitwelt aufzubringen. Und die Post zu öffnen. An normalen Tagen kamen ja schließlich auch Unerfreulichkeiten in den Briefkasten.

„Dann mal los“, dachte sich Frieder. Gemächlich schenkte er sich sein letztes Bierchen ein, räusperte sich und nahm den ersten Umschlag zur Hand. Er war von Tante Edeltraud. Neben der erwartbaren Enttäuschung darüber, dass Frieder dieses Jahr leider arbeiten musste – das war eine Notlüge! – stand das Übliche drin. Wie schade das sei, dass man sich nicht am zweiten Feiertag bei Minchen zum Stollenessen treffe. Wie zuckersüß das doch gewesen sei, als er mit sieben Jahren verkündet habe, er wolle beim nächsten Krippenspiel die Maria sein. Frieder verdrehte die Augen und murmelte die Geschichte beim Lesen aus dem Gedächtnis mit. Alle Jahre wieder. Als ob Dinge, die man als Kind getan hat, nicht auch mal verjähren dürften.

Im nächsten Brief erzählte sein Geschäftskollege grottenbreit die Erfolgsgeschichte seiner Kinder. Nicht einmal der liebe Gott möchte vom Harvard-Studium des Filius lesen. Und als ob das geplante freiwillige soziale Jahr von Töchterlein in Burkina Faso irgendwas an der Not der Welt ändern würde! Schließlich seine große Südostasien-Reise. Frieder rang um Fassung und legte den Brief zur Seite. Denn wer hatte den feinen Herrn die vier Wochen vertreten dürfen? Nein, er stand da ja drüber!

Dann kam noch eine Reihe unpersönlicher Postkarten in Hunderter-Auflage. Es waren, wie vorhergesehen, jene fiesen Karten mit Christbäumen, Sternchen und Krippen. Hinten drauf dann der Vordruck und eine lieblose Unterschrift. Sein früherer Kommilitone unterschied sich lediglich durch die Signatur von der örtlichen Sparkassenfiliale. Frieder musste extra nachsehen, ob ihm der Kommilitone auch wirklich nicht aus Versehen zwei Mal geschrieben hatte.

Schließlich schrieb Frieders Exfreundin noch freudequietschend von ihrer Schwangerschaft. Zusammen mit ihrem „lieben Thorsten“ wünschte sie ihm ein glückliches Weihnachtsfest „und dass du auch mal im Leben ankommen darfst“. Das schlug dem Fass echt den Boden aus. Schlampe. Frieder kippte sein restliches Bier herunter und stand auf.

...

Die vollständige Geschichte war nur über Weihnachten online. Wenn es sie dann als Buch gibt, kannst Du sie gerne kaufen, um sie komplett zu lesen.

Uli in Literatur am 24.12.2016 um 20.30 Uhr

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