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Der Blog des Goldseelchen-Verlags
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Der Schrei nach Unendlichkeit


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Bild: sophie
 (© Eckdose)

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Das wirkt so ehrlich, weil die Sehnsucht echt ist: Die Sehnsucht nach Unendlichkeit. Kein Wunder, dass vor etwa drei Jahrzehnten ein anderer Klassiker von Alphaville die Menschen grölen ließ – und noch bis heute wünschen lässt:

„FOREVER YOUNG. I WANT TO BE FORVER YOUNG.“

Was der Mensch hier besingt, begrölt, ja im eigentlichen Sinne doch „bekennt“ ist der Wunsch, seine Endlichkeit loszuwerden.

Der Mensch, das endliche, vergängliche Wesen, das zu allem Übel auch noch im Gegensatz zum Tier – zumindest wird dieser Gegensatz gern behauptet – um seine Endlichkeit zu wissen scheint, will nicht endlich sein. Er weiß um seine Endlichkeit und gleichzeitig hofft er auf die Unendlichkeit, die Ewigkeit. Und wetten, dass unter der grölenden Mai-Horde auch solche Menschen waren, die sich als Atheisten bezeichnen würden oder als Agnostiker? All das nützt ihnen letztlich gar nichts, denn all das nimmt ihnen ihre Endlichkeit nicht. Alltag kann diese Tatsache vergessen machen, aber unter dem Alltag schlummert die tiefe Sehnsucht nach Unendlichkeit. Sobald die Hemmungen fallen, man sich nicht mehr allein fühlt, in der Masse aufgehoben und vom Rhythmus des Fests – des Ritus – getragen, da formt sich der Aufschrei, der tiefe Schrei aus dem Innersten heraus in die Welt, der Schrei nach Unendlichkeit.

„AN TAGEN WIE DIIIIIIIIEEEEEEESEN

WÜNSCH ICH MIR UNENDLICHKEIT!“

An Tagen wie diesen? Der Wunsch ist immer da, aber an Tagen wie diesen wird er nicht mehr weit von sich geschoben. An Tagen wie diesen ist er präsent: Der Gegensatz zwischen Endlichem und Unendlichem, zwischen der Zeit und der Ewigkeit.

Die Denker des Idealismus haben selten von „Gott“ gesprochen. Vielleicht weil es einer der meist missbrauchten Begriffe ist, die man sich vorstellen kann, vielleicht aber auch, weil sie sich unter anderem Namen besser vorstellen konnte, wer oder was „Gott“ ist. Die Denker des Idealismus haben statt von „Gott“ vom „Unendlichen“ gesprochen.

Der Schrei nach Unendlichkeit. Er klingt ziemlich tief und ehrlich.



Bild: sophie
 (© Eckdose)

Unendlichkeit stand dem Maibaum nicht bevor. Der Mai war kaum gekommen, da lag der Stamm schon in Stücken. Foto: sophie

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sophie in Lebenskunde am 02.05.2016 um 20.34 Uhr

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